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AUG 20

  posted by Prof. van Dusen   from  on August 20, 2025 7:51 PM


Michael Koser: Prof. van Dusen beschwört einen Geist (RIAS 1992)

Hatch: Auf Ihr Wohl, Professor, auf Prof. Dr. Dr. Dr. Augustus van Dusen, die Denkmaschine, den größten Wissenschaftler und Amateurkriminologen, den die Welt je gesehen hat, nicht schlecht Prof, gar nicht schlecht, das muß man Ihnen lassen, Sie trinken zwar selbst nicht, aber Ihre Hausbar, erstklassig, zum Wohl, ihre Tür-klingel, Prof wer kann das sein, am Pfingstsonntag morgens viertel nach neun?

vanDusen: Zu solch einer ungehörigen Stunde, mein lieber Hatch, pflegt mich nur eine einzige Person heimzusuchen, und diese Person.

Hatch: War schon da, nämlich meine Wenigkeit, Hutchinson Hatch, einerseits Journalist beim Daily New Yorker, andererseits Begleiter, Assistent und Chronist von Prof. van Dusen, ich hatte kurz mal meine Nase reingesteckt zwecks Frühschoppen und weil ich ein bißchen über unsere letzten Fälle reden wollte, vor allem über die sensationelle, unglaubliche, einmalige Affäre der verschwundenen Millionäre, die erst von ein paar Wochen zuende gegangen war, ein Glück daß ich gerade jetzt beim Prof war sonst hätte ich nämlich den Fall um den Opernsänger und das mörderische Gespenst im verschlossenen Raum verpaßt, der war womöglich noch sensationeller, noch unglaublicher, noch einmaliger, gleich fängt er an, und zwar damit daß ein uns allen nicht unbekannter Mensch auf großen Füßen in van Dusen Salon stolpert.

Caruso: Hoppla.

Hatch: Hals und Beinbruch Caruso.

vanDusen: Hatch, treten sie nur näher, Detective Sergeant, was verschafft mir das unverhoffte Vergnügen, bitte nehmen sie doch Platz.

Caruso: Tut mir leid Prof daß ich so früh bei ihnen reinschneie meine ich und das auch noch am Sonntag.

vanDusen: Erstatten sie bericht, detailliert, präzise.

Caruso: Und von Anfang an, ich weiß bescheid Prof.

Hatch: Ganz was neues, Caruso ach und reden sie möglichst wie ein Mensch nicht wie ein Detective Sergeant, sie wissen ja, in strikter Befolgung des an meine Person ergangenen dienstlichen Auftrags begab ich mich eilends usw.

Caruso: Begab, begab ich begab mich überhaupt nicht, Mr Hatch, jedenfalls zuerst nicht, ich saß auf mein Stuhl in meinem Büro im Polizeipräsidium in der Mulberry Street, und da rauschte er plötzlich rein, 1.90m, drei Zentner, Ende 50, dunkelrotes Cape, schwarzer Kalabrese, überlebensgroß wenn sie verstehen was ich meine.

vanDusen: Wann war das.

Caruso: Vorgestern Freitag, 24. Mai 1901 vormittag kurz vor 11.

vanDusen: Sehr gut Caruso, exakt und extensiv, bitte fahren sie fort.

Caruso: Also dieser Mensch kommt in mein Büro, setzt sich, sieht sich um, ganz langsam, ganz ruhig, ganz selbstverständlich, wenn sie verstehen was ich meine.

vanDusen: Ich verstehe Caruso.

Hatch: Ich auch.

vanDusen: Halten sie uns nicht auf Hatch, bitte weiter.

Caruso: Ja und dann holte er ein Zigarettenetui aus der Tasche, ein goldenes mit Monogram, er nimmt ein Zigarre raus, steck sie in den Mund, guckt mich an.

King: Geben sie mir Feuer, guter Mann.

Caruso: Ich bin nicht ihr guter Mann.

King: Dann eben Wachtmeister oder was immer sie sein mögen.

Detective Sergeant, Detective Sergeant Rigoletto Caruso.

King: Rigoletto Caruso, sind sie verwandt mit Enrico Caruso dem neapolitanischen Tenor.

Caruso: Kann sein, wir sind eine große Familie, wir Carusos was wollen sie wer sind sie.

King: Mein guter Mann, Sie kennen mich, oder gehen sie etwa nicht in die Oper, ich meine natürlich die richtige Oper, die Met, nicht Klitschen wie das Grand oder das Haus in der Lexington avenue.

Caruso: Viel zu teuer.

King: Was sie nicht sagen, zahlt die Stadt ihnen nicht ein großzügiges Gehalt.

Caruso: Haha.

King: Nun gut, ich bin Lawrence King, Heldenbariton, der Heldenbariton, die Stimme Amerikas, der König der Met, Lawrenco il magnicifco.

Caruso: Ach was.

King: Sie sind erstaunt, was mag einen begnadeten Künstler dieses Ranges veranlassen in die dumpfen Niederungen der gemeinen alltags hinabzusteigen sprich in die Amtsstube eines detective sergeant der New Yorker Kriminalpolizei das ist die brennende Frage die ihnen auf der Zunge liegt.

Caruso: Genau Mr King.

King: Ich werde es ihnen sagen.

Caruso: Das finde riesig nett von ihnen.

King: Ich hab ein Haus erworben.

Caruso: Sehr interessant Mr King aber damit müssen sie zum Grundbuchamt, hier sind sie falsch.

King: Nun hören sie mal zu guter Mann wenn sie so weitermachen kriegen sie Ärger jede Menge mit Mr Delamir, ihrem Chef mit dem bin ich bekannt, sehr gut bekannt, befreundet könnte man sagen.

Caruso: Ach so, das konnte ich nicht ahnen, Mr King was kann ich für sie tun.

King: Das guter Mann wird sich finden, leihen sie mir zunächst ihr Ohr, ich habe wie bereits erwähnt ein Haus erworben in Greenwich Village, Elm street Nr 27.

Caruso: Elmstreet 27 ist das nicht.

Hatch: Genau, ein ganz spezielles Haus, im Volk bekannt als Mordhaus auch als Spukhaus oder Mörderhöhle, vor etwa 10 Jahren hatte hier ein besonders schauderhafter Massenmörder namens Frederick Kruger sein Unwesen getrieben, 17 Menschen hatte er in diesem Haus abgeschlachtet mit seinem scharfen Fleischermesser, bis man ihn erwischt und in Sing Sing auf dem elektrischen Stuhl vom leben zum tode befördert hatte und jetzt hatte King Krugers Haus gekauft.

King: Erstaunlich preiswert, guter Mann, fast geschenkt.

Caruso: Kann ich mir vorstellen wer kauft so was schon.

King: Lawrence King guter Mann Lawrence King ist furchtlos und unerschrocken jegl-icher Aberglaube liegt ihm fern, unter uns guter Mann natürlich lasse mir vor Premier-en über die Schulter spucken und um schwarze katzen mach ich einen weiten Bogen

Caruso: Aber Kruger soll in dem Haus umgehen, Mr King, sein Geist meine ich.

King: Lächerlich es gibt keine Geister, doch seit heute nacht, guter Mann bin ich mir nicht mehr ganz so sicher.

Caruso: Heute nacht, was ist heute nacht passiert Mr King.

King: Um ihnen dies zu erklären guter Mann muß ich ein wenig ausholen.

Hatch: In seinem neuen Haus wohnte Mr King vorerst allein, mit einem Diener, seine Frau war in der gemeinsamen Wohnung geblieben am unteren Ende der 5 Avenue.

Hatch: Sehr vernünftig von der Dame.

Caruso: An dem bewußten abend, Donnerstag 23 Mai war Mr King gegen 11 Uhr ins Bett gegangen und bald darauf eingeschlafen.

King: Plötzlich erwachte ich vom Turm der Josefskirche schlug es 12 mal Mitternacht, Geisterstunde, ein unheimliches Gefühl überkam mich, ein Gefühl des Schrecken, ja des Grauen, mein Herz schlug heftig, ich öffnete die Augen, richtete mich auf und was sah ich da im schwachen Schein des Mondes der durch den Vorhang drang.

Caruso: Was Mr King was haben sie gesehen.

King: Eine Gestalt, eine dunkle Gestalt, sie wirkte wie soll ich mich ausdrücken unscharf, undeutlich.

Caruso: Undeutlich Mr King, meinen sie vielleicht unwirklich.

King: Keinesfalls, guter Mann, die Gestalt war wirklich, so wirklich wie ich selbst, sie stand vor meinem Lager, starrte mich aus düsteren Augenhöhlen aus, und dann auf einmal strecke sie die rechte Hand nach mir aus, in der Hand hielt sie ein Messer, die Spitze nach oben und auf die Klinge ich sah es ganz deutlich war ein Blatt Papier gespießt, in jähem Schauer schloß ich unwillkürlich die Augen, als ich sie wieder aufschlug, da.

Caruso: Ja Mr King.

King: Da mein guter Mann war die Gestalt verschwunden und auf meiner Bettdecke lag ein Blatt Papier, dieses Blatt Papier.

Caruso: Hier ist der Zettel Prof, Mr King hat ihn mir gegeben und ich hab ihn gut aufgehoben als Beweisstück.

vanDusen: Ein Durchstich ca 3 cm breit, diverse dunkle Flecken.

Hatch: Sieht aus wie Blut was Prof.

vanDusen: So ist es mein lieber Hatch, es sieht so aus, es sieht aus wie Blut und Moder, durchaus passend und angemessen, handelt es sich doch um eine Botschaft aus dem Grabe, so sieht es aus, lesen sie vor mein lieber Hatch.

Hatch: Wenn sie mich nicht hätten, muß ich mich doch tatsächlich selber bemühen aufgehts, kein Datum keine Anrede, ich beginne, die ist mein Haus, du wirst verschwinden, sonst werde ich ein zweites mal mit meinem schönen scharfen Messer zu besuch kommen in der Nacht vor Pfingsten zur Geisterstunde und dann werde ich dich abstechen, Unterschrift F. Kruger, schwarze Tinte, zittrige Schrift.

Caruso: Sieht wirklich aus wie Krugers Handschrift, das haben wir überprüft, na Prof was sagen sie.

vanDusen: Ein dummer Streich, Caruso eine törichte Mystifikation, kaum ein Fall für die Polizei und schon gar keiner für Prof van Dusen.

Caruso: Meinen sie Prof und wenn ich ihnen sage, daß Mr King wirklich und wahrhaftig umgebracht wurde, wies da steht, in der Nacht vor Pfingsten, 12 Uhr.

vanDusen: In der Tat Caruso, abgestochen.

Caruso: Jawohl Prof mit Krugers Messer, in einem leeren und rundum bewachten Raum.

vanDusen: Erstaunlich, bitte setzen sie ihren Bericht fort, Caruso.

Caruso: Wo war ich stehengeblieben.

Hatch: Nacht zum Freitag, King hatte gerade diese interessante Epistl gekriegt.

Caruso: Richtig, Mr King klingelte sofort seinen Diener aus dem Bett, beide kämmten das ganze Haus durch, Ergebnis alles in Butter, Türen abgeschlossen, nichts verdächtiges, kein Hinweis auf einen Einbrecher und da sagte Mr King wurde ihm doch etwas mulmig, am nächsten morgen ging er zu seinen Freund Delamir, und der schickte ihn zu mir.

King: Verstehen sie mich nicht falsch, guter Mann, habe keine Angst,

Caruso: Natürlich nicht Mr King.

King: Ich werde das Haus keinesfalls aufgeben.

Caruso: Und die Nacht vor Pfingsten Mr King.

King: Werde ich in der Elm street verbringen.

Caruso: Sehr couragiert Mr King.

King: Unter Polizeischutz.

Caruso: Ach so.

King: Sie werden mir Gesellschaft leisten, guter Mann.

Caruso: Ich Mr King.

King: Nebst einigen Kollegen, Anweisung von Mr Delamir.

Caruso: Ja dann Mr King.

King: Sagen sie, guter Mann, sind sie sicher daß dieser Kruger, daß er wirklich, daß er ganz und gar tot ist, meine ich tot und begraben.

Caruso: Ganz sicher, Mr King, Frederick Kruger ist zum Tode verurteilt und auf den elektrischen Stuhl gesetzt worden und das hat er nicht überlebt, glauben sie mir.

King: Wenn ich nur könnte guter Mann.

Caruso: Ich werde es ihn beweisen, Mr King kommen sie mit.

King: Wohin guter Mann.

Caruso: In den Keller, ins schwarze Museum der Polizei von New York, ich zeigte Mr King Krügers Exekutionsprotokoll, sein handschriftliches Testament und seine Totenmaske, sein Tatwerkzeug das berüchtigte Fleischermesser wollte ich ihm auch zeigen, aber ich kanns nicht finden, Mr King müßte hier sein in diesem Schrank, vermutlich verlegt oder zur Reparatur, werd mich bei Gelegenheit drum kümmern, sie sehen Mr King kein Grund zur Sorge, Kruger ist tot und kann ihnen nicht mehr tun.

King: Ihr Wort in gottes ohr guter Mann, aber auf den zugesagten Polizeischutz bestehe ich dennoch.

Caruso: Ja und darum begab ich mich gestern abend zur Elmstreet in strikter Befolgung.

Hatch: Caruso.

vanDusen: Hatch.

Caruso: Mit den Wachtmeistern Donovan, Paretzky und Obrien, um 10 Uhr waren wir da wie besprochen, Dovanan blieb auf der Straße und behielt Haustür und front im Auge, Paretzky überwachte den Hintereingang.

Hatch: Und sie Caruso.

Caruso: Ich bezog innen Posten Mr Hatch, mit Wachtmeister Obrien, zuerst haben wir das Haus durchsucht, gründlich vom Dach bis zum Keller.

Hatch: Und haben sie einen Geist gefunden.

Caruso: Nix, Mr Hatch, kein Geist, kein Versteck, keine Geheimtür, kein doppelter Boden, gegen halb 12 waren wir damit durch und dann warten wir, in Mr Kings Salon, er war ein nobler Gastgeber, das muß ich sagen, auf seinem Phonografen spielte er uns Opernmusik vor, sein Diener servierte Whisky und Zigarren, Mr King trank viel, vielleicht wollte er sich Mut machen.

King: Auf zum Fest froh soll es werden leporello, preso, eine neue Flasche von diesem Nektar.

Diener: Sehr wohl Sir.

King: Sie trinken ja gar nicht guter Mann und der andere gute Mann auch nicht.

Caruso: Wir sind im Dienst Mr King.

King: Hinweg mit Bedenken mit kleinlichen Sorgen, was schlägt die Stunde guter Mann.

Caruso: 5 vor 12 Mr King.

King: So mag er denn kommen der steinerne Gast, wir lachen seiner nicht wahr guter Mann.

Caruso: Sie haben Telefon Mr King.

King: Versteht sich, gleich nach Erwerb des Hauses hab ich die Leitung legen lassen, an den Apparat Leporello.

Diener: Sehr wohl Sir.

King: Mein Telefonkabinett liegt gleich neben dem Salon.

Diener: Mr Kings Residenz, ah guten abend Madam, sehr wohl Madam, einen Augenblick Madam, Mrs King wünscht sie zu sprechen Sir.

King: Meine Frau, um diese Zeit.

Caruso: Lassen sie die Tür zum Kabinett geöffnet, Mr King.

King: Erlauben sie, guter Mann, dies ist ein privates Telefongespräch, und Privatgespräche pflege ich privat zu führen, was soll schon passieren, sie haben doch alles unter Kontrolle.

Caruso: Und das hatten wir auch Prof, das Telefonkabinett ist ein kleiner Raum etwa 3mal 3 meter nur eine einzige Tür, davor ich und Wachmeister Obrien, ganz zu schweigen von diesem Leporello, ob er wirklich so heißt.

Hatch: Warum nicht Rigoletto mio.

vanDusen: Hatch.

Caruso: Nur ein einziges kleines Fenster zur Straße, und da stand Wachtmeister Donovan, wir machten uns also keine Sorgen, ich und Obrien, wir warten, Mr King telefonierte, die Turmuhr schlug, elf, zwölf.

Diener: Es ist Mitternacht.

King: Hilfe.

Diener: Sir, sir.

Caruso: Abgeschlossen, die Tür ist abgeschlossen, Obrien Leporello Tür aufbrechen.

Diener: Sehr wohl, Sir.

Caruso: Auf mein Kommando eins zwei und drei, ach du lieber Gott, das Telefonkabinett war ein Bild der Verwüstung, Stuhl und Tisch waren umgeworfen, die Seidentapete hing in Fetzen und zwischen dem Wandtelefon und dem Fenster da lag er, Mr Lawrence King, Blut auf der linken Brust und am rechten Bein, kein Puls, keine Atmung, tot, neben ihm auf dem Teppich ein blutiges Messer, sonst nichts, nichts und niemand.

vanDusen: Beleuchtung Caruso.

Caruso: Eine Gaslampe, Prof an der Wand über dem Telefon nicht sehr hell aber ausreichend, ich sah mich um, kein Mörder, kein Mensch, kein Geist, dann ging ich zum Fenster und riß es auf, Donovan.

Donovan: Ja.

Caruso: Ist jemand durch dieses Fenster gestiegen, Donovan.

Donovan: Nein, weder rein noch raus.

Caruso: Ach haben sie was gesehen hinter dem Fenster.

Donovan: Nichts genaues, bewegung hin und her, undeutlich was ist denn los soll ich kommen.

Caruso: Bleiben sie auf ihrem Posten, Donovan, halten sie die Augen auf.

Donovan: Was ist denn passiert.

Caruso: Ich höre etwas eine Stimme leise entfernt wo kam sie her ah aus dem Telefon.

Hatch: Sie machen sich Caruso ein richtig guter Bericht, spannend dramatisch, wissen sie was, kommen als Volontär zum Daily Newyorker, bei der Kripo sind sie doch sowieso fehl am platz.

vanDusen: Halten sie sich zurück Hatch, und sie Caruso lassen sie sich nicht beirren, fahren sie fort, sie hörten eine Stimme aus dem Telefon.

Caruso: So war es Prof, ich ging hin und nahm den Hörer.

Mrs King: Hallo, Lawrence bitte sag doch was.

Caruso: Mrs King.

Mrs King: Wer sind sie.

Caruso: Kriminalpolizei, Detective Sergeant Caruso spreche ich mit Misses King.

Mrs King: Ja hier ist Senta King, wo ist Lawrence, ich habe mit ihm gesprochen und plötzlich, was ist geschehen.

Caruso: Es tut mir leid Mrs King.

Mrs King: ist ihm etwas zugestoßen, so reden sie doch Mann.

Caruso: Wo sind sie Mrs King.

Mrs King: In meiner Wohnung natürlich, was ist mit Lawrence, ist er krank.

Caruso: Sie sollten hierherkommen, Mrs King so schnell wie möglich.

Mrs King: O gott Leo, Lawrence ist was passiert, du mußt mich sofort zur Elmstreet fahren, ich komme.

Caruso: Eine halbe Stunde später war sie da, mit einem Freund der Familie, einem gewissen Mr Leo Lyneker.

Hatch: Lyneker, der Opernkritiker.

Caruso: Keine Ahnung was er ist, beide sind noch im Hause, in der Zwischenzeit haben wir natürlich die üblichen Untersuchungen vorgenommen, der Polizeiarzt ist verständigt.

vanDusen: Dr Clanan nehm ich an.

Caruso: So ist es Prof, er muß jeden Augenblick eintreffen, außerdem.

vanDusen: Das von ihnen erwähnte Messer, Caruso haben sie.

Caruso: Ich habe, Prof es ist Krugers Fleischermesser, die Waffe, die aus unserem schwarzen Museum verschwunden ist, bloß daß jetzt die Spitze fehlt, offenbar abgebrochen aber sonst dasselbe Messer, eindeutig.

vanDusen: Was sie nicht sagen.

Hatch: Tolle Story Caruso, toter Massenmörder schlägt zu, Frederick Krugers 18. Opfer, Opernsänger durch Geisterhand getötet, Fragezeichen.

Caruso: Genau das ist die Frage, Mr Hatch vielleicht gibts ja wirklich mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, ja und da hab ich gedacht wenn sie sich in der Elmstreet mal umsehen würden und diesen diesen Geist.

vanDusen: Beschwören mein guter Caruso, mit Vergnügen.

Caruso: Wo sie doch neulich sogar den Teufel ausgetrieben haben.

Hatch: Fall Bliss alias Dr Faustus Januar 1901, sie erinnern sich.

vanDusen: Caruso, mein lieber Hatch, lassen sie uns eine Pfingstexkursion nach Greenwich Village unternehmen.

Hatch: Die Elmstreet ist eine ruhige kleine Straße nicht weit vom Washington Square, die Häuser sich die in zwei schnurgeraden Reihen gegenüberstehen sehen absolut gleich aus, alle aus rotem Backstein alle dreistöckig, alle aus der zeit um 1850, damals war die Elmstreet eine gute Adresse.

Caruso: Heute ist die Gegend bißchen runtergekommen, sie sehen ja ein paar Häuser stehen leer.

Hatch: Komisch daß King ausgerechnet Krugers Mörderhöhle gekauft hat, wenn er schon hier wohnen will warum nicht ein anderes Haus zb das direkt gegenüber das steht leer und ist viel besser in Schuß.

Caruso: Das Fenster ganz rechts im ersten Stock, das ist es, Prof.

vanDusen: Das Oberlicht steht offen, war das bereits gestern abend der Fall.

Caruso: Sicher Prof, es war eine warme Nacht.

vanDusen: Interessant.

Caruso: Ach das ist nur eine Luftklappe, ein Loch, sie glauben doch nicht, daß da jemand durchgekrochen ist, ganz abgesehen davon daß donovan nichts gesehen hat

vanDusen: Außer vagen Bewegungen sehr richtig caruso führen sie mich zum Tatort.

Hatch: King hatte sich vorerst nur ein paar Räume eingerichtet, Schlafzimmer, Bad, Salon, Telefonkabinett, alle im 1. Stock, aber wie hatte er sie eingerichtet, alle gleich und alle gleich scheußlich, dunkelrote Teppiche von Wand zu Wand, dunkelrote Seidentapeten, sogar die Lampen hatten bordeauxrote Schirme, auch die im Telefonkabinett.

Caruso: Rot, alles rot, rot wie Blut, wie Mord, Massenmord.

Hatch: Also ich denke dabei eher an große Oper, Kitsch und Kulisse aber davon verstehen sie nichts, Caruso und sie Prof woran denken sie wenn sie des Orgie in rot sehen.

vanDusen: In erster Linie daran, daß vor einem uniform dunkelroten Hintergrund wie ihn dieses Haus sowohl außen als auch im innern darbietet ein dunkelrotes Objekt sich als quasi unsichtbar erweist.

Caruso: Objekt was für ein Objekt, Prof, meinen sie das Messer, das ist nicht rot, das sehen sie doch der Griff ist grün und die Klinge.

vanDusen: Ich meine nicht das Messer, ich meine ua diese dunkelrote Feder.

Caruso: Feder wo.

vanDusen: Auf dem Teppich unmittelbar vor dem Fenster.

Caruso: Richtig ein Feder, die sehe ich zum ersten mal, Prof und wir haben das Kabinett gründlich durchsucht.

vanDusen: Woran ich nicht zweifel, daß sie die Feder dennoch übersahen, unterstreicht auf markanteste meine soeben getroffenen Feststellung zum Thema Tarnung und Mimikri.

Caruso: Mimiwas.

vanDusen: Nunja heben sie die Feder auf Caruso und verwahren sie sie gut, sie stammt übrigens aus dem Gefieder eines Puters, mineagris galopaus ein Faktum von erheblicher ich möchte sagen außerordentlicher Relevanz.

Caruso: Ja also ich versteh nicht was ein Truthahn mit dem Mord an King zu tun haben soll.

vanDusen: Das wundert mich nicht in geringsten, apropos ihr sogenanntes schwarzes Museum ist soweit mir bekannt ist für bestimmten zeiten für das allgemeine Publikum geöffnet.

Caruso: Jawohl Prof jeden Mittwoch von 10 bis 4 und da ist was los, kann ich ihnen sagen, Himmel und Menschen und dabei nehmen wir einen halben Dollar pro Nase.

vanDuen: So so, tja dann wollen wir jetzt zum eigentlichen corpus delicti schreiten, die Lage der Leiche haben sie ja wohl nicht verändert Caruso.

Caruso: Was denken sie von mir Prof natürlich nicht.

Clennam: Wochenende, immer am Wochenende, 7 Tage hat die Woche, und wann lassen die Leute sich umbringen, Montag Mittwoch nie, am Sonntag, nur am Sonntag, morgen morgen Caruso, wo ist der Kadaver.

Caruso: Direkt vor ihrer Nase, Doc

Hatch: Fröhliche Pfingsten Doctor Clennam.

Clennam: Sie mich auch, nanu, Hutchinson Hatch und Prof van Dusen.

vanDusen: Wie sie sehen Herr Kollege.

Clenam: Sagen sie mal Caruso wenn vanDusen schon hier ist warum haben sie mich auch aus dem Bett geholt, am Sonntag morgen vor dem Frühstück, habe die Ehre.

vanDusen: Kollege Clanan, bleiben sie, ich habe lediglich vor eine kursorische Examination der Leiche vorzunehmen wobei sie mir zur hand gehen können, die eigentliche Obduktion bleibt voll und ganz ihnen.

Clennam: Zu gütig Prof na dann wollen wir mal.

Hatch: Die beiden Koryphäen gingen ans werk, sie drückten und zogen, stocherten und bohrten, rollten den unglückseligen Lawrence King auf dem Teppich herum mit Feuereifer und Hingabe.

vanDusen: Der Tod trat ein vor knapp 11 Stunden, genau Mitternacht und zwar durch einen Stich ins herz, durchs herz, wenn sie unbedingt pingeling sein wollen, die Waffe traf schräg von oben in einem Winkel 45 grad auf die linke Brust des Opfers unter dem Schlüsselbein, durchbohrte das herz und blieb in der linken hälfte der hinteren 8 rippe stecken, die spitze blieb stecken und dabei brach sie ab, hier ist sie, zeigen sie mal doc, ah ja sehen sie her die Spitze paßt haargenau auf die bruchstelle an Krugers Messer, das heißt mr king wurde tatsächlich mit diesem Messer erstochen, der Mörder stand vor ihm, die spitze nach unten und stach zu, alles klar.

vanDusen: Sie vergessen die Wunde im rechten Oberschenkel des Opfers Kollege.

Clanan: Ein ganz oberflächlicher Schnitt, Prof vermutlich entstanden als King sich wehrte, ohne Bedeutung, sie scheinen anderer Ansicht zu sein, Prof.

vanDusen: Drei wichtige Tatsachen empfehle ich ihrer Beachtung, der Stichkanal erweist sich als relativ schmal, nur eine schneide des Messers ist mit Blut bedeckt und schließlich an der Bruchstelle der Messerspitze hat bereits der Oxidationsprozeß eingesetzt.

Clanan: Ja und das ändert doch nichts am pathologischen Tatbetand und der ist eindeutig.

Caruso: Augenblick Stichkanal 8. Rippe, Oxidationsprozeß alles gut und schön aber damit weiß ich immer noch nicht wie der Mörder hier ein und wieder raus gekommen ist, das erklären sie mir Doc.

Clennam: Ich denke nicht daran, ich bin Polizeiarzt, verantwortlich für die medizinischen Untersuchungen, alles weiter ist ihre Sache Caruso.

Hatch: Ich habe eine Idee, vielleicht gibt es gar keinen Mörder, ich meine könnte King sich nicht selber.

Clennam: Selbstmord ausgeschlossen ein Selbstmörder stich sich nicht in herz und wenn doch ausnahmsweise dann tut er das zögernd tastend mit mehrmaligem ansetzen, hier aber wurde nur einmal zugestochen, energisch und entschieden, kein Selbstmord, mit sicherheit nicht einverstanden Prof.

vanDusen: In diesem Punkt Mr Clanan stimme ich ihnen ohne vorbehalt zu.

Clanan: Wenigstens etwas, also dann meine Herren schicken sie mir Leiche ins Bellevuehospital, Caruso.

Caruso: Wenn sie fertig sind Prof mit der Leiche.

vanDusen: Ja dieser Abschnitt meiner Untersuchung ist abgeschlossen, Caruso wo befinden sich Mrs King und ihr Begleiter.

Caruso: Im Schlafzimmer, unter Aufsicht, wollen sie mit ihnen reden Prof.

vanDusen: Warum eigentlich nicht, vor allem aber wünsche ich ihnen die Hände zu drücken.

Caruso: Im ernst, Prof.

Hatch: Senta King, eine statuarische Blondine um die 30 hatte sich tatsächlich den bekannten Opernkritiker Leo Lyneker mitgebracht, ein geschliffener Kulturmensch vom Scheitel bis zur Sohle, will sagen von den schon leicht ergrauten länglichen locken über loniette und Zigarrenspitze aus Bernstein bis zu den Zugstiefel aus gelben Ziegenleder, aber ich kam kaum dazu mir die beiden genau anzugucken weil ich mich nämlich wundern mußte und zwar über den Prof, der marschierte stracks auf die trauernde Witwe zu, griff sich ihre rechte hand und zog sie an die Lippen, van Dusen beim Handkuss, das hatte die Welt noch nicht gesehen.

vanDusen: Erlauben sie mir Madame ihnen meine tiefempfundene Teilnahme auszudrücken.

Mrs King: Sehr freundlich Prof, ein herber Verlust.

vanDusen: Für sie Madame und für die gesamte Menschheit.

Mrs King: Ach Prof daß Lawrence uns auf so schreckliche weise verlassen mußte, dieses grauenhafte Haus, er hat darauf bestanden, es zu kaufen und darin zu wohnen, obwohl ich ihn immer wieder angefleht habe.

Lyneker: Beruhige dich Senta.

vanDusen: Geben sie mir ihre Hand Lyneker, auch sie standen ihm nahe.

Lyneker: So ist es, Prof ich habe einen Freund verloren.

vanDusen: Ich fühle mit ihnen.

Hatch: Ich auch Kollege beileid.

Lyneker: Kollege Mr.

Hatch: Hatch, Hutchinson Hatch, Kriminalreporter beim Daily NewYorker, sie müßten mich kennen Kollege.

Lyneker: Ach wirklich, Mr Hatch ja, sie schmieren sensationellen Schmutz für ein Revolverblatt zusammen.

Hatch: Ich höre wohl nicht richtig.

Lyneker: Wohingegen ich meine hohe Berufung darin erblicke Operndarbietungen kritisch zu taxieren für die exklusive highbrow review, bei dieser krassen Diskrepanz der Aktivitäten kann von Kollegialität denn doch wohl kaum die Rede sein.

Hatch: Hören sie mal Lyneker zu wenn wir nicht in einem Trauerhaus wären dann würde ich ihnen ihre affige Brille.

vanDusen: Hatch, bewahren sie contenance, gestatten sie mir eine Frage, Mrs King.

Mrs King: Bitte, Prof.

vanDusen: Wie haben sie den gestrigen abend verbracht.

Mrs King: In der Met natürlich, gestern war Don Giovanni.

Lyneker: Senta singt die Zerlina.

vanDusen: Jaja ich verstehe Mr King war nicht besetzt ich hätte vermutet die titelrolle

Lyneker: Das war früher, Prof heute singt den Don Giovanni Antonio Scotti.

vanDusen: Ahja Sie befanden sich also im metropolitanoperahaus madame bis wann

Mrs King: Um 11 war die Vorstellung zu ende, abschminken bis etwa halb 12 dann hat Leo mich nachhause gefahren.

Lyneker: Ich habe der Aufführung beigewohnt Prof in meiner Loge.

Mrs King: Und dabei hat Leo mir von dem Brief an Lawrence erzählt, von diesem diesem entsetzlichen Krüger.

Lyneker: Ein lapsus linguae, Prof unabsichtlich und unwillkürlich.

vanDusen: Sie waren also informiert, Lyneker.

Lyneker: Lawrence King hat mir vertraut, Prof.

vanDusen: Ah ja.

Mrs King: Ich war natürlich außer mir von Sorge, und hab Lawrence sofort angerufen, kaum hatten wir ein paar Worte gewechselt da, da.

vanDusen: Bitte Mrs King.

Mrs King: Da ließ Lawrence plötzlich den Hörer fallen, ich hörte wie er sagte, Kruger da ist er, und wir er um hilfe rief, dann irgendwelche Geräusche und schließlich Stille, totenstill.

Lynekter: Da ich mich zum Glück noch in Sentas Wohnung aufhielt, konnte ich sie auf der Stelle hierherbringen in meinem Automobil, seitdem hält man uns fest, wann werden sie uns freilassen.

Hatch: Bald sagte Caruso, nachdem er in einer Ecke leise mit dem Prof konferiert hatte, der war damit in der Elmstreet erst einmal fertig, ihn zog es zum Broadway, zur Met und ich mußte ihn hinfahren, in meinem Automobil, wenn er mich nicht hätte, der große Mann müßte er nicht nur selber lesen, er müßte auch laufen, was wollte van Dusen in der Oper, Kunstgenuß, innere Erhebung durch Musik, keine Spur, er suchte Lawrence Kings Garderobiere, eine gewisse Mrs Kaplan und er fand sie natürlich in Lawrence Kings Garderobe.

Caplan: Nicht nur seine Prof, er muß sie teilen mit Mrs King, früher hätten sie das nicht gewagt.

vanDusen: Wer Mrs Caplan.

Caplan: Die Intendanz, die hat Mr King die halbe Garderobe weggenommen, früher häts das nicht gegeben, oh da war er ein Star.

vanDusen: Und jetzt ist er nicht mehr, Mrs Caplan.

Caplan: Machen sie doch die Augen auf, besser gesagt die Ohren, was hat Mr King vor 2-3 Jahren gesungen, Don Giovanni, Graf Luna, Rigoletto, Hans Sachs, und was gibt man ihm heute, den Herrufer in Lohengrin, den Bretine im Manon, den Sprecher aus der Zauberflöte, in den Meistersingern den Nachtwächter, kleine Partien, alles kleine Partien, die großen singt seit der letzten Saison Senior Scotti.

vanDusen: Eine Entwicklung, welcher Mr King wohl kaum freudig zustimmte.

Caplan: Das können sie laut sagen, Prof.

vanDusen: War er sehr niedergeschlagen, Mrs Caplan, so sehr daß ein Selbstmord im Bereich des möglichen gelegen hätte.

Caplan: Selbstmord, Mr King, niemals, Mr King war eine Kämpfernatur, der hat sich nicht abgefunden, der hat sich angelegt mit allen, mit der Intendanz, mit Scotty, mit dem ganzen Ensemble, mit dem Chor, mit dem Orchester, mit jedem im Haus hat er sich gestritten.

vanDusen: Auch mit Mrs King.

Caplan: Ja wie mans nimmt, sie hat schon zu gehalten ja meistens.

vanDusen: Aber, Mrs Caplan.

Caplan: Ja manchmal da da hat sie ihm Vorwürfe gemacht, sie wollte die großen Wagnerpartien singen und sie hat sie nicht gekriegt, seinetwegen weil er sich mit der Intendanz überworfen hat.

vanDusen: So, und Mr Lyneker, sie kennen doch Mr Lyneker.

Caplan: Klar kenn ich Mr Lyneker, Mr Kings bester Freund, wenn sie sich nicht gerade in der Wolle hatten.

vanDusen: In der Wolle, Mrs Caplan weshalb.

Caplan: Mr King hat verlangt, daß Mr Lyneker über ihn schreibt, daß er immer noch der größe und beste Heldenbariton ist, aber Mr Lyneker wollte nicht, er kann es mit seinem künstlerischen Gewissen nicht vereinbaren, hat er gesagt.

vanDusen: Aha, sagen sie, wie würden sie Mr Kings Gemütszustand in den letzten Tagen einschätzen, Mrs Caplan, hat er sich verändert.

Caplan: Oh ja Prof, Mr King hatte richtig gute Laune, seit er dieses, dieses Spukhaus gekauft hat, er war munter, optimistisch, passen sie auf Mrs Caplan, hat er gesagt, es dauert nicht mehr lange, dann singt den Don Giovanni wieder Lawrence King, wie in alten zeiten.

Hatch: Zurück zur Elmstreet, wo wir sehnlich erwarten wurden, 2 Uhr war es inzwischen geworden, Prof van Dusen hatte sich jetzt fast 5 Stunden mit dem Fall beschäftigt, mehr Zeit brauchte er nicht, der Fall war gelöst, van Dusen wußte, wer King ermordet hatte und vor allem wie der Mord vor sich gegangen war, er wußte alles, und weil er sein Licht bekanntlich nicht unter den Scheffel zu stellen pflegt, beeilte er sich, sein Wissen kund zu tun, das heißt er schritt zum Aufklärungsvortrag und wir Mrs King Lyneker Detectivsergeant caruso und meine wenigkeit wir hören zu.

Caruso: Also kein Geist Prof.

vanDusen: Natürlich nicht, Caruso, was immer der verblichene Kruger begangen haben mag, an diesem Mord ist er völlig unschuldig.

Caruso: So und wie ist der Mörder ins Telefonkabinett rein und nach dem Mord wieder rausgekommen Prof.

vanDusen: Eine ganz und gar irrelevante Frage Caruso.

Caruso: Unwichtig, meinen sie, Prof.

vanDusen: Ja völlig unwichtig.

Caruso: Das verstehe ich nicht.

vanDusen: Natürlich nicht Caruso, lassen sie es mich so sagen, zum Zeitpunkt der Tat hat sich der Täter nicht im Kabinett aufgehalten.

Caruso: Er war gar nicht drin also das.

Hatch: Verstehen sie auch nicht Caruso was.

Caruso: Sie etwa, Mr Hatch.

Hatch: Von mir erwartet das auch niemand Caruso.

Caruso: Von mir erst recht nicht.

Hatch: Da haben sie recht und wo sie recht haben.

vanDusen: Bitte bitte meine Herren ich habe das Wort, ich werde ihnen und natürlich auch unseren beiden schweigsamen Gästen Mrs King und Mr Lyneker präzise rekonstruieren, was sich um Mitternacht im Telefonkabinett dieses Hause zu trug.

Caruso: Da bin ich gespannt Prof.

vanDusen: Meine Herrschaften, wie ihnen bekannt ist, begab Lawrence King sich in der vergangenen nacht etwa 3 min vor 12 Uhr in seinen Telefonraum, um einen für diese zeit verabredeten Anruf seiner Gattin entgegen zu nehmen, er zog die Tür hinter sich ins Schloß, drehte leise den Schlüssel.

Caruso: Was King hat sich selbst eingeschlossen.

vanDusen: Wer sonst Caruso, sodann schritt King zum Telefonapparat an der Wand um mit ihnen, Mrs King einige Worte zu wechseln, als es Mitternacht schlug, brach der das Telefonat ab, er lief im Kabinett hin und her, stieß die Möbel um, rief um hilfe, kurz er verhielt sich so, als sei der brieflich annoncierte Geist des Massenmörders Kruger tatsächlich erschienen, um ihn zu töten, zur Verstärkung dieser Illusion fügte King sich mit dem Messer welches er in seiner Kleidung verborgen bei sich trug eine geringfügige Schnittverletzung am Oberschenkel zu.

Caruso: Das ist doch verrückt, Prof warum hat er so was gemacht.

Mrs King: Lawrence war doch nicht wahnsinnig oder.

Lyneker: Kaum, ein wenig impulsiv, das Temperament eines Künstlers.

vanDusen: Nein meine Herrschaften King war nicht von sinnen, im Gegenteil, seinem scheinbar irrationalen tun lag eine durchaus rationale Absicht zugrunde, sein künstlerischer Stern wir wissen es, war im sinken begriffen, um ihn wieder zum strahlen zu bringen, um seinen Namen einer vergeßlichen Öffentlichkeit in die Erinnerung zurück zu rufen, und zwar auf möglichst nachhaltige eindringliche weise, unternahm King eine sorgsam vorbereitete und detailgenau inszenierte Aktion, mein Freund Hatch hat mir versichert, daß solche wie sagten sie Hatch.

Hatch: Stunts, Prof publicity stunts.

vanDusen: Danke mein lieber Hatch, solche stunts scheinen heutzutage in gewissen Kreisen durchaus üblich zu sein, ich fahre fort, vor wenigen Wochen erstand King dieses Gebäude, die frühere Behausung eines hingerichteten Massenmörders, welchem der abergläubige Volksmund nachsagt, er pflege an der Stätte seines Wirkens umzugehen, zu spuken, so lauten ja wohl die einschlägigen Begriffe, als nächstes beschaffte King sich Krugers Messer aus dem schwarzen Museum der Polizei und schrieb in Krugers Handschrift jenen makabren Drohbrief welchen er ihnen Caruso präsentierte, samt einer selbstverständlich fingierten Horrorgeschichte von der nächtlichen Heimsuchung durch einen gespenstischen Briefträger, den Höhepunkt der Inszenierung sollte die Geistererscheinung im Telefonkabinett darstellen, ohne Zweifel hatte King geplant, nach dem Aufbrechen der Tür durch die zu diesem zwecke bemühte Polizei dieser eine zweite Gespenstergeschichte zu erzählen, Krugers Geist sei plötzlich aufgetaucht mit geschwungenem Messer und nach heftigem Kampf ebenso plötzlich wieder verschwunden, später hätte King die Presse informiert.

Hatch: Das wäre was gewesen, Prof ganz New York hätte darüber geredet, eine unbezahlbare Reklame für Lawrence King.

Caruso: Aber.

vanDusen: Ganz recht Caruso, aber, King wurde ermordet.

Hatch: Mord ist auch gute publicity aber das kann King ja wohl nicht gewollt haben.

vanDusen: Kaum, kein zweifel, Kings Plan schlug fehl.

Caruso: Das klingt ganz plausibel, Prof aber viel weiter sind wir damit nicht, wie wurde King ermordet, das ist doch die frage, wie.

vanDusen: Durch ein Geschoß Caruso, genauer durch einen von außen geschossenen Pfeil.

Caruso: Pfeil, was für ein Pfeil, ich hab keinen gefunden.

vanDusen: Das konnte sie auch nicht, Caruso weil der Pfeil zum Schützen zurückschnellte, wie zu vermuten steht durch ein an ihm befestigtes schmales Kautschukband selbstverständlich nachdem King tödlich getroffen und die pfeilspitze dh die abgebrochene Spitze von Krugers Messer in seiner Rippe stecken geblieben war, letzteres war für den Mörder und seinen Plan von primärer Bedeutung, die Spitze war daher mit dem Schaft des Pfeils lediglich locker verbunden und es versteht sich von selbst daß Pfeilschaft und Band von dunkler Farbe und daher von Wachtmeister Donovan nicht wahrgenommen konnte.

Caruso: Eine fantastische Geschichte Prof.

vanDusen: Fantastisch, Caruso wäre ein mordender Geist akzeptabler für sie.

Caruso: Kompliziert meine ich, weit hergeholt, irgendwie ich weiß nicht.

Hatch: Wenn ich mal dolmetschen darf, Prof, Caruso wünscht zu erfahren wie sie das alles rausgekriegt haben, 2 plus 2 und so.

Caruso: Genau Mr Hatch.

vanDusen: Ich werde es ihn erklären, Caruso und auch ihnen mein lieber Hatch, der sie fraglos nicht weniger neugierig sind als ihr Dauerkontrahent von der Kriminal polizei, wie sie zweifellos wissen, werden Pfeile am unteren Teil des Schaftes mit Federn versehen zur Gewährleistung eines gleichmäßigen Fluges, erfahrene Sportschützen verwenden hierfür in der Regel Truthahnfedern.

Hatch: Aha.

vanDusen: Des weiteren verweise ich auf das offene Oberlicht im Telefonkabinett.

Caruso: Da kam er rein der Pfeil aber wo kam er her.

vanDusen: Von höherer Warte, schräg von oben, wie der verlauf des Schußkanal eindeutig beweist, ich schlage vor Caruso daß sie dem leerstehenden Haus gegenüber einen Besuch abstatten, an einem der Fenster im Dachboden werden sie deutliche Hinweise finden, Spuren im Staub und dergleichen, Hinweise darauf daß sich dort jemand kürzlich aufgehalten hat.

Caruso: Also gut Prof.

vanDusen: Aber doch nicht jetzt, Caruso warten sie gefälligst bis ich meine Vorlesung beendet habe, setzen.

Caruso: Wie sie wollen Prof, setzen.

vanDusen: Gestern abend kurz vor 12 Uhr begab sich der Mörder bewaffnet mit Pfeil und Bogen in das erwähnte Haus, durch den hinteren Eingang welcher durch einen schmalen Weg von der zur Elmstreet parallel laufenden Christopherstreet zugänglich ist, Lyneker wußte, daß King sich um Mitternacht im Telefonkabinett aufhalten würde.

Hatch: Lyneker.

vanDusen: Leo Lyneker der Mörder.

Lyneker: Unfug ich bin im Besitz eines Alibi, so nennt man das doch in Krimi kreisen.

Caruso: Er hat recht Prof, ich kanns bestätigen.

Lyneker: Na bitte.

Caruso: Heute nacht habe ich am Telefon.

vanDusen: Wen haben sie gehört Caruso, Lyneker.

Caruso: Ja.

vanDusen: Nein, sie hörten Mrs King.

Aber.

Caruso: Sie hat doch mit Lyneker gesprochen während.

vanDusen: Sie sprach nicht mit Lyneker, sie sprach zu ihm, zu einem abwesenden, und versuchte so ihm eine Alibi verschaffen.

Caruso: Ja wenn sie das sagen Prof.

vanDusen: Leo Lyneker hat Lawrence King ermordet, als Vertrauter des Opfers war er Mitwisser, womöglich gar Initiator der publicity action, er betreibt den Sport des Bogenschießens.

Lyneker: Woher wollen sie denn das wissen Prof.

vanDusen: Ihre Hand hat es verraten, Lyneker, präziser die typische Schwielen am Daumen und am unteren Glied des Zeigefinger, sie besitzen ein Automobil welches sie in kurzer zeit von Mrs King Wohnung in der 5 avenue zur christopher street und nach dem Mord wieder zu Mrs King zurück brachte.

Mrs King: Aber ich hab doch.

vanDusen: Mrs King ist Lynekers Komplizin, beide waren dran interessiert Lawrence King zu beseitigen aus beruflich gründen und wohl auch aus anderen privaten.

Hatch: Da war mal was, Prof vor einem halben Jahr in den Klatschspalten, in welcher Belcanto-Ehe würde Kritiker gern den dritten im Bunde spielen, so etwa war das.

vanDusen: Senta King, Leo Lyneker, sie beide waren in Kings Aktion eingeweiht und haben beschlossen, sie ohne sein wissen zu einem Kapitalverbrechen umzufunktionieren, sie sind überführt.

Caruso: Und sie werden gestehen, Donovan, Paretzky, Obrien abführen die beiden, aber eins hab ich noch nicht verstanden Prof die Sache mit dem oxi.

vanDusen: Oxidationsprozeß Caruso.

Caruso: Ja so hieß das.

vanDusen: Passen sie auf, der Oxidationprozeß welcher wie die leichte Verfärbung erkennen ließ an beiden Bruchstellen bereits eingesetzt hatte verriet mir, daß der Bruch nicht wie es den Anschein hatte vor Stunden erfolgte sondern vor etwa 10 Tagen, vermutlich hatte Lyneker am Mittwoch 15. Mai das schwarze Museum aufgesucht, das Messer entwendet und bevor er es an King weitergab die spitze abgebrochen, um sie als Mordwerkzeug zu benutzen.

Caruso: Ach so.

Hatch: Auf der Heimfahrt wirkte van Dusen etwas mitgenommen, kein Wunder er ist nicht mehr der jüngste und das dauernde lösen kriminologischer Probleme das schlaucht ungemein, aber am Fall King hatte ihn was ganz spezielles irritiert.

vanDusen: Ich meine die den Fall bestimmende theatralische, genauer musik-theatralische Atmosphäre… die Aura des Irrealen, Irrationalen, des so tun als ob, des eher Schein als Sein, wenn sie verstehen was ich meine.

Hatch: Ja…

vanDusen: Äußerlichkeiten, Kulissen, Inszenierungen, Reklame, Publicity, große Opern, kleine Partien, nicht das rechte Milieu für Prof van Dusen, von derartigen Fällen werde ich mich in Zukunft strikt fernzuhalten wissen.

Hatch: Bekanntlich kommt es manchmal anders, als man denkt, ein knappes Jahr später legte sich der Professor mit dem Phantom der Oper an, und das sollte einer seiner größten Triumphe werden doch davon meine Damen und Herren erzähle ich ihnen vielleicht ein andermal.

Professor van Dusen: Friedrich W. Bauschulte
Hutchinson Hatch: Klaus Herm
Detective-Sergeant Caruso: Heinz Giese
Lawrence King, Helden-Bariton: Otto Mellies
Senta King, Sopran, seine Frau: Susanna Bonaséwicz
Dr. Clennam, Polizei-Arzt: Wolfgang Condrus
Mrs. Caplan, Kings Garderobiere: Ruth Pipho
Leo Lyneker, Opern-Kritiker: Peter Matic
Leporello, Kings Diener: Hans Teuscher
Wachtmeister Donovan: Klaus Jepsen


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