posted by Prof. van Dusen from on August 20, 2025 7:55 PM
Michael Koser: Prof. van Dusen und das Geheimnis der Pyramide (RIAS 1991)
Hatch: Die sensationelle, über alle Maßen erstaunliche Affäre um das Geheimnis der Cheopspyramide begann am Vormittag des 14. Dezember 1904 im Hauptbahnhof von Kairo.
Pingle: Hilfe, ein Arzt, hilfe, hilfe.
Hatch: Hören Sie Prof, ihr Typ wird verlangt, Sie sind doch Arzt.
vanDusen: Mein lieber Hatch, ich bin Prof Dr Dr Dr Augustus van Dusen.
Hatch: Naturwissenschaftler, Amateurkriminologe, Denkmaschine, wissen wir, Prof, aber.
vanDusen: Außer Physik, Chemie, Biologie etc. etc. habe ich sämtliche Bereiche der Humanmedizin studiert, zu Bologna, Heidelberg, Paris, Salamanca.
Pingle: Hilfe, ein Arzt um Gotteswillen.
Hatch: Einem so dringenden Appell konnte van Dusen sich nicht verschließen, er brach die beliebte Selbstbeweihräucherung ab, auch wenn es schwerfiel und wandelte gemessenen Schritts zum Zug aus Alexandria, der eben eingefahren war, ich folgte, das ist die Pflicht des kriminologischen Assistenten, es war eine grauhaarige europäische Dame die aus einem Abteilfenster der 1. Klasse um Hilfe schrie, und dazu hatte sie auch allen Grund, im Abteil lag ein Mann auf dem Boden, sein Gesicht war verzerrt, sein Körper verkrampft, er bewegte sich nicht, mit einem Blick erfaßte der Prof die Lage.
vanDusen: Aha.
Pingle: Sie sind Arzt.
vanDusen: Unter anderem, Madame, unter anderem, nicht daß ein Arzt hier noch was ausrichten könnte.
Pingle: Sie meinen.
vanDusen: Der Mann benötigt keine medizinische Hilfe mehr er ist tot.
Pingle: Tot, nicht zu fassen, vor 5 min hat er noch mit mir geredet, ganz munter und vergnügt.
vanDusen: Vor 5 Minuten, sehr aufschlußreich, was ist geschehen, berichten sie.
Hatch: Präzise detailliert und von Anfang.
vanDusen: Bitte.
Pingle: Ja mitten im Satz brach er ab, fing an zu würgen, bekam keine Luft, dann fiel er von der Sitzbank und wälzte sich in furchtbaren Krämpfen auf dem Boden.
vanDusen: Hochinteressante Symptome, Madame, hat er noch etwas geäußert.
Pingle: O ja, mir ist so schlecht, hat er gesagt, es tut so weh, und dann kalt mir ist kalt, und gestöhnt hat er, ganz schrecklich.
vanDusen: Kalt.
Pingle: Ja.
vanDusen: Aha die Pupillen erweitert, das stand zu erwarten, kommen sie her, Schaffner ja sie meine ich.
Stationsvorsteher: Ich bin der stellvertretende Stationsvorsteher, Effendi.
vanDusen: Um so besser, begeben sie sich stehenden Fußes zum nächstgelegenen Telefonapparat, verständigen sie die Kriminalpolizei, sie möge sich eilends hier einstellen.
Stationsvorsteher: Gewiß Effendi, ich eile.
Pingle: Mord, glauben sie.
vanDusen: Ich glaube nicht, Madame, ich weiß.
Hatch: Und wenn er sagt er weiß, Verehrteste, dann weiß er was er sagt.
Pingle: So, leider weiß ich noch immer nicht, mit ich es zu tun habe.
Hatch: Wir stellten uns vor, die Lady, eine Mrs Pingle aus Manchester, England, war gebührend beeindruckt, wer kennt ihn nicht den großen Prof van Dusen.
Pingle: Da muß ich ihnen wohl glauben, ermordet der arme Pelotard.
vanDusen: Pelotard, Miss Pingle.
Pingle: Ganz recht der tote ist ich meine war Prof Pelotard.
vanDusen: Der bekannte französische Archäologe und Ägyptologe, der Verfasser von einige Bemerkungen zum Grabtempel des Cheop unter besonderer Berücksichtung seiner religiös-architektonischen Funktion im Pyramidenkomplex.
Pingle: Eben der Prof.
vanDusen: Oh ein herber Verlust für die Wissenschaft, sie kannten ihn also Miss Pingle.
Pingle: Seit Jahren wir sind alte Freunde, immer wenn wir uns treffen streiten wir uns.
vanDusen: Was sie nicht sagen Mrs Pingle, worüber.
Pingle: Über die große Pyramide natürlich, was ist sie, was sie bedeutet, was sie uns zu sagen hat, über die Geheimnisse der Pyramide, auch ich Prof bin auf meine bescheidener Weise eine Arbeiterin im Weinberg der Forschung, kennen sie mein Buch die große Pyramide eine Bibel aus Stein.
vanDusen: Mit Sicherheit nicht Miss Pingle.
Hatch: Aber ich kannte das Buch und wußte bescheid, Miss Pingle war eine Pyramidologin, für Pyramidologen ist die Cheospyramide kein Pharaonengrab sondern der mystische Hort uralter verborgener Weisheit, die Zahl pi, die Quadratur des Kreises, das genaue Datum des Weltuntergangs und noch viel mehr können Pyramidologen aus den maßen der Pyramide erschließen, van Dusen sagt dazu schlicht Pyramidiotie.
Pingle: 146m ist sie hoch die große Pyramide, das ist 270000stel des Erdumfangs oder ein Milliardstel der Entfernung der Erde von der Sonne und ihre Masse 2einhalb Mio Kubikmeter ist ein Trilionstel der Erdmasse, kann das Zufall sein, ich frage sie meine Herren.
vanDusen: Abstruse Zahlenspielereien, Miss Pingle, an den Haaren herbeigezogen, ohne jeden Belang, zur Sache, sie trafen Prof Pelotard im Zug.
Pingle: In Alexandria stieg er zu mir ins Abteil, sein Schiff war gerade gelandet, ich wunderte mich, sonst haben wir uns früher in Ägypten getroffen, zum anfang der Saison, im Oktober wenn der Nil fällt, wenn die Touristen schwärmen, und wenn die Archäologen ihre Grabungskampagnen eröffnen.
vanDusen: In diesem Jahr hat Pelotard sich verspätet, warum.
Pingle: Er war krank, der Magen, darum blieb er vorerst in Paris, und schickte seine Tochter voraus nach Ägypten, Rose Pelotard ist eine tüchtige Archäologin, die Schule ihres Vaters, seit 6 Wochen ist sie im lande und leitet die Arbeiten an Pelotars Grabungstelle im Pyramidenkomplex von Gizeh, ach gott der arme Pelotard, auf die Grabung in dieser Saison hat er sich ganz besonders gefreut, er konnte es kaum erwarten, kommen sie mich demnächst besuchen, hat er gesagt, dann werde ich ihnen etwas außergewöhnliches zeigen können, sie werden staunen Miss Pingle und die Fachwelt auch.
vanDusen: In der Tat Miss Pingle, der erkaltete Rauch einer Zigarre wenn ich recht rieche.
Hatch: Was heißt Zigarre, Prof das war eine echte Havanna, allerfeinste Qualität, das Stück 2 Dollar 50.
Hatch: Von Zigarren verstehe ich was und deshalb entdeckte auch schnell die Quelle des edlen Duftes unter der Bank, eine zerdrückte Corona corona, eben nur angeraucht, und abgebissen, nicht abgeschnitten.
vanDusen: Geben sie her, Hatch aha unter dem Tabakaroma ein zweiter Geruch, scharf beißend und hier sehen sie mein lieber Hatch.
Hatch: Meinen sie die hellen Körnchen am ende unter den Deckblatt Prof was ist das
vanDusen: Was ich zu finden erwartet habe, mein lieber Hatch, da ich kaum annehme Miss Pingle daß sie dem Laster des Zigarrenrauchens zu fröhnen pflegen.
Pingle: Wo denken sie hin Prof jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit, das ist Pelotards Zigarre.
vanDusen: Sind sie sicher Miss Pingle.
Pingle: Absolut Prof, Pelotard hat seine Zigarren immer abgebissen und der andere Herr hat seine Zigarre mitgenommen.
vanDusen: Andere Herr, welcher andere Herr.
Pingle: Der bei uns im Abteil war, und der Prof Pelotard die Zigarre angeboten hat.
vanDusen: Und das sagen sie mir erst jetzt Miss Pingle.
Pingle: Sie haben mich ja nicht danach gefragt Prof.
Hatch: Das holte van Dusen natürlich sofort nach, der andere Herr, referierte Miss Pingle, war in Qalyub zugestiegen, eine halbe Stunde vor Kairo, ein Europäer, groß, gutgekleidet, stark bebartet, er hatte sich eifrig und kenntnisreich an der Pyramidendiskussion beteiligt, kurz vor der Ankunft in Kairo hatte er sich mit Miss Pingles Erlaubnis eine Zigarre angesteckt und auch Pelotard eine angeboten, der nahm sie mit dank, biß sie ab wie es seine Gewohnheit war, machte ein paar Züge.
Pingle: Und plötzlich packte ihn dieser entsetzliche Anfall.
vanDusen: Ein geradezu klassisches Exempel von Ursache und Wirkung, Miss Pingle, was ist aus dem unbekannten geworden.
Pingle: Gleich nach dem Halt ist er aus dem Zug gesprungen, um schnell hilfe zu holen, hat er gesagt, ich frage mich warum er nicht zurückkommt.
Hatch: Ich nicht, sie Prof.
Mayday: Halt, Kriminalpolizei, was ist hier los.
Hatch: Die Kriminalpolizei bestand aus 4 baumlangen sudanesischen Polizisten angeführt von einem drahtigen kleinen Mann in khaki mit Tropenhelm und Stöckchen unter dem Arm, Kapitän Mayday mit Namen, Engländer natürlich, theoretisch ist Ägypten ein souveränes Land, regiert von einem Vizekönig oder Khedive wie man hier sagt, aber praktisch ist es nicht viel mehr als eine britische Kolonie, in allen Schlüsselpositionen sitzen Engländer, auch bei der Polizei, Kapitän Mayday sah sich um, hörte sich an was wir ihm zu sagen hatten und reagierte ausgesprochen sauer.
Mayday: Und deshalb haben sie mich kommen lassen, schade um die Zeit, klarer Fall, alter Herr, schwüles Klima, Herzattacke, bedauerlich aber nicht zu ändern.
vanDusen: Sie befinden sich im Irrtum, Kapitän, hier liegt ein Mord vor.
Mayday: Mord, lachhaft, ich hab von ihnen gehört Prof van Dusen, auf ihre art sollen sie ja gelegentlich ganz brauchbar sein, aber wenn sie mich fragen, leiden sie an überhitzter Fantasie.
vanDusen: Captain Mayday noch nie hat jemand die Unverschämtheit besessen Prof van Dusen überhitzter Phantasie zu bezichtigen.
Mayday: Regen sie sich ab Prof, sie sind ein blutiger Amateur, sie kennen sich in Ägypten nicht aus, sie sehen Gespenster, Mord wie kommen sie bloß darauf.
vanDusen: Die von Miss Pingle ausführlich und plastisch geschilderten Symptome des Opfers, die mit weißem Pulver präparierte Zigarre, das verdächtige Verhalten des unbekannten Mitreisenden, eine Vielzahl schwerwiegender Hinweise auf eine planmäßig exekutierte Vergiftung.
Mayday: Ach ja, vermutlich mit einem rätselhaften der Wissenschaft bislang unbekannten Gift oder.
vanDusen: Keineswegs Kapitän es handelt sich um Akunitin.
Mayday: Akuniwas.
vanDusen: Akunitin, C34H47NO11 ein pflanzliches Alkaloid, gewonnen aus den Wurzeln des Eisenhuts Aconitum napellus bzw Wolfseisenhut Aconitum lycoctonum aus der Familie der Ranunculaceae.
Mayday: Kommen sie mal runter vom Katheter Prof, das ist mir viel zu hochgestochen, in New York oder London ja da bringt man sich vielleicht mit so einem schicken Gift um, aber bei uns nicht in Ägypten, Unsinn, kein Gift, kein Mord.
vanDusen: Und die Zigarre Kapitän.
Mayday: Können sie gerne behalten und zu ende rauchen wenn sie wollen.
Pelotard: Papa.
Mayday: Was ist denn das.
Pelotard: Lassen sie mich durch, Papa ich bin aufgehalten worden, mondieu papa was ist geschehen.
Mayday: Wer sind denn sie.
Pelotard: Rose Pelotard, ich verstehe nicht, mein Vater, was ist mit ihm.
Hatch: Rose Pelotard trug die praktische Kleidung der Nachwuchsarchäologin, kurzes Baumwollkleid, Sonnenhut mit Schleier, wie ihn hierzulande fast alle weißen Frauen tragen um ihren Teint zu schützen, dazu eine voluminöse Reisetasche für ausgebuddelte Schätze vermutlich, und auch ihre Trauer über Maydays Eröffnungen war kurz und praktisch.
Pelotard: Avre papa, Sie haben ganz sicher recht, mo capitan, es muß ein Herzanfall gewesen sein, so hat ihn denn ein barmherzig schneller Tod den Spaten aus der Hand genommen, in seinem geliebten Ägypten, c'est la vie, apropos Spaten die Grabung wartet, sie entschuldigen mich, mo capitan, es drängt mich, meines Vaters Arbeit fortzuführen ihm zu ehren und in seinem Geist.
Hatch: Damit verschwand die pietätvolle Tochter, gefolgt von Miss Pingle, die es zur Cheopspyramide zog, Mayday und sein Gefolge machte sie auf die Socken zu nahen Polizeistation um den toten Pelotard erstmal auf Eis zu legen.
vanDusen: Kapitän, sie werden es bedauern.
Mayday: Ich habe zu tun Prof, sie entschuldigen mich, einen guten Rat auf den Weg, machen sie Urlaub von der Amateurkriminologie, tun sie das was alle Touristen tun, widmen sie sich unseren Sehenswürdigkeiten, besuchen sie das Museum, fahren sie zu den Pyramiden.
Hatch: Und genau das taten wir ein paar Stunden später am Nachmittag dieses ereignisreichen Tages, eine Droschke brachte uns von Kairo nach Gizeh, wo wir uns durch Horden von Souvenirhändlern, Fremdenführern und Eseltreiber durchkämpften bis zur Cheopspyramide, dann stiegen wir auf, von Stufe zu Stufe kein Kinderspiel, meine Damen und Herren auch wenn wir uns dabei von ein paar wackeren Beduinen ziehen und schieben ließen, nach einer halben Stunde hatten wir schnaufend die abgeplattete Spitze erreicht, und da erlebten wir eine Überraschung, bestehend aus einem gedeckten Teetisch und Miss Pingle.
Pingle: Willkommen Prof van Dusen und Mr äh.
Hatch: Hatch, Miss Pingle, Hutchinson Hatch.
Pingle: Treten sie näher, meine Herren, nehmen sie bitte Platz, Osiris Stühle für meine Gäste, eigentlich heißt er Ali, aber ich rufe ihn Osiris, klingt doch gleich viel mystischer, viel pyramidaler nicht wahr, haben sie bemerkt, daß an den Eingängen der Pyramide Polizisten stehen und niemanden ins innere lassen.
vanDusen: In der Tat Miss Pingle, aus welchem Grund.
Pingle: Keine Ahnung, deshalb bin ich hierher gekommen, um die Aura der Pyramide zu absorbieren, zu meditieren.
Hatch: Und Tee zu trinken.
Pingle: Warum nicht Mr Hatch, mens sana in corpore sano, ein Sandwich meine Herren.
Hatch: Sehr gerne, tolle Aussicht hier oben, fast wie vom Wolkenkratzer der Manhattan Lebensversicherung.
Pingle: Sie lästern, Mr Hatch spüren sie nicht das mysteriöse fluidum, die Atmosphäre des übersinnlichen.
Hatch: Alles was ich spüre, ist ein Sandfloh in meinem Kragen.
Pingle: Wer meine Herren wer vermag zu sagen, wann dies jedes menschenmaß übersteigende Gebilde geschaffen wurde und von wem.
vanDusen: Ich Miss Pingle, gestützt auf die Ergebnisse ägyptologischer Forschung, die Pyramide unter unseren Füßen wurde errichtet um das Jahr 2900 v.Chr von Cheops einem Pharao der 4. Dynastie bzw von seinem wesir und baumeister hemon.
Pingle: Selbst ein Geist wie sie Prof reiht sich ein in die zahl der beschränkten und kleingläubigen.
vanDusen: Ersparen sie mir eine Antwort Miss Pingle.
Pingle: Da wir gerade von Hemon reden, wußten sie daß Pelotard im letzten Jahr sein Grab entdeckt hat, er hats mir im Zug erzählt, gar nicht weit von hier, etwa 150 meter nach Nordosten hinter dem Totentempel.
Hatch: Ich seh nichts.
Pingle: Das können sie auch nicht, Mr Hatch, das Grab liegt natürlich unter der Erde im Felsen bessergesagt.
vanDusen: Bei der Grabung an welcher Mademoiselle Palotard zur zeit arbeitet, handelt es sich also um Grab des Hemon.
Pingle: Ja so ist es Prof ich frage mich was sie da wohl besonders gefunden haben mag, mein gott was ist das ein Erdbeben.
vanDusen: Nein Miss Pingle, eine Explosion im innern der Pyramide.
Hatch: Auf diesen Schrecken hin ließen wir alles liegen und stiegen ab so schnell wir konnten, kaum waren wir auf festem Boden angekommen da lief uns eine bekannte Gestalt über den Weg, Captain Mayday, energischen Schritten strebte er dem Pyramideneingang zu, aber als er van Dusen sah blieb er stehen wie vom Donner gerührt.
Mayday: Schon wieder dieser verd lästige Prof, hab ich ihn nicht gesagt sie sollen sich raushalten.
Hatch: Sie haben gesagt wir sollen uns die Pyramiden angucken, und das tun wir, was war das für eine Explosion Kapitän.
Mayday: Geht sie nichts an Staatsgeheimnis, halten sie mich nicht auf.
vanDusen: Staatsgeheimnis, eine Explosion im inneren der polizeilich abgeriegelten Cheopspyramide, wenige Stunden nach dem Mord an einem Archäologen, welcher in unmittelbarer Nähe eben dieser Pyramide eine Grabung leitet.
Hatch: Sie meinen da besteht ein Zusammenhang, Prof.
vanDusen: Führen sie mich zum Grab des Hemon, Miss Pingle.
Hatch: Das Grab des Hemon lag inmitten einer archäologischen Mondlandschaft aus Stein, Sand und Ruinen, es bestand aus einem Loch im Felsenboden gesichert durch eine Eisentür und ein modernes Patentschloß, dahinter dumpfe Arbeits-geräusche, davor ein kräftiger Araber im blauen Nachthemd, einen Knüppel in der Faust und nach längerem klopfen und rufen unsererseits eine unbeugsame Rose Pelotard.
Pelotard: Scheregret, misodam, keine Besichtigung, keine Störung auch für sie verboten.
Pingle: Aber ihr Vater hat mich ausdrücklich eingeladen.
Pelotard: Wie dem auch sei, Madame, die Grabung untersteht mir, vielleicht später einmal, wenn meine Arbeit abgeschlossen ist, paß gut auf Mustafa.
Hatch: Nette Leute trifft man bei den Pyramiden, wir begleiteten Miss Pingle in ihr Hotel, das Menahouse, der Cheospyramide direkt gegenüber und fuhren zurück nach Kairo, auch uns zog es ins Hotel, ich hatte Hunger und van Dusen wollte nachdenken, dafür daß ihm der Stoff nicht ausging, sorgte ein Telegramm das in unsere Suite auf ihn wartete, an Prof van Dusen, Shepheard's Hotel Kairo, aufgegeben in Gizeh, aha hören sie zu mein lieber Hatch.
Hatch: Ich bin ganz Ohr, Prof.
vanDusen: Betrifft Pelotard und Detonation in Pyramide, näheres erfahren sie heute abend 22 Uhr Schubraallee 17, ein Freund, kein Name.
Hatch: Wollen sie hingehen Prof.
vanDusen: Wir wollen hingehen, mein lieber Hatch, wozu sind sie mein Assistent und Begleiter.
Hatch: Und wenn es eine Falle ist.
vanDusen: Im vornehmsten Viertel von Kairo, unwahrscheinlich.
Hatch: Nacht lag über Kairo, die Schubra-Allee im Norden der Stadt tagsüber der Treffpunkt der eleganten Welt war zu dieser späten Stunde einsam und verlassen, weit und breit nur 2 Menschen am Haus Nr 17, einer Villa im orientalischen Schnörkelstil, die zwei gingen leise und vorsichtig durchs offene Tor, durch den Palmengarten, durch die erstaunlicherweise weder bewachte noch verschlossene Haustür, weiter durch einen Gang und dann standen wir in einem großen Raum, es war dunkel, nur ein paar Sterne schienen durch die vergitterten Fenster, leise unbestimmte Geräusche um uns, unheil lag in der Luft.
Hatch: Hier ist es nicht geheuer Prof, wo steckt denn ihr namenloser Freund und Informant.
vanDusen: Pst, entzünden sie die Laterne, mein lieber Hatch.
Hatch: Aye ays sir, ah, ach du dicker Pater, Prof wir sind im Harem, die Kerle mit den Säbeln das sind Eunuchen ich kenne die Typen aus Konstantinopel, was sollen wir tun Prof.
vanDusen: Das Mißverständnis dürfte sich sehr bald aufklären, bleiben sie ruhig, mein lieber Hatch und wehren sie sich nicht.
Hatch: Ich dachte nicht daran, wehren sie sich mal wenn ganze Heerscharen säbelschwingender Eunuchen sich auf sie stürzen und sie verschnüren wie ein Postpaket, ich kam kaum dazu mal einen Blick zur Seite riskieren, wo diverse füllige Damen in spärlichster Bekleidung aufgeregt durcheinander schnatteren, plötzlich Stille, der Herr des Hauses trat auf, ein stattlicher Mann mit schwarzen Vollbart, in seidenen Morgenrock, der tarbus schief auf dem Schädel und im Bauch eine ungeheure Wut.
Manur: Ihr ungläubigen Hunde, ihr habt euch in meinen Harem eingeschlichen, ihr habt mein Haus geschändet, meine Ehre besudelt, ihr müßt sterben.
Hatch: Lassen sie uns doch erklären effendi oder was sie sind.
Manur: Schweigt du Wurm, schafft sie in den Hof und ersäuft sie im Springbrunnen.
Hatch: Moment, moment, hören sie doch mal zu, die ganze sache ist ein Irrtum, Prof sie sind die Denkmaschine, denken sie sich mal ganz schnell was aus, sonst ist das hier unser allerletzter Fall.
vanDusen: Mein lieber Hatch.
Manur: Denkmaschine, Hatch, Prof, etwa Prof van Dusen aus Amerika.
vanDusen: Kein anderer.
Hatch: Und ich bin Hutchinson Hatch sofern sie auch auf diese Auskunft wert legen.
Manur: Van Dusen und Hatch, oh glück o wonne, hamdudila bindet sie los auf der Stelle.
Hatch: Zehn Minuten später saßen wir in einem orientalischen Salon, auf weichen Seidenkissen und wie es die Sitte des Orients fordert, sorgte der Hausherr erst ausgiebig für unser leibliches Wohl, bevor wir zur Sache kamen, er ließ Kaffee auffahren, Süßigkeiten, Wasserpfeifen, auch Bauchtänzerinnen und Konkubinen bot er uns an, aber da sagten wir dann doch lieber nein danke.
Manur: Wirklich nicht, nun gut, ich bin Ibrahim Manur.
Hatch: Den Namen kenn ich sind sie nicht ein hohes Tier bei der ägyptischen Polizei.
Manur: Ein demütiger Diener meines Herrn des Khedive Mr Harch ganz recht.
Hatch: Dann weiß ich, warum man uns gerade in ihr Haus gelockt hat, sie sollen jähzornig sein, eifersüchtig und entschuldigen sie ein unversöhnlicher Feind aller Weißen.
Manur: Aus gutem Grund, Mr Hatch aus gutem Grund, denn sind es nicht die Weißen, die Engländer vor allem, die unser Land besetzt halten, die den Khedive meinen Herr entmachtet und die Regierung an sich gerissen haben.
vanDusen: Ich kann ihnen nicht widersprechen Ibrahim Mamur.
Manur: Doch was sie nicht wissen Mr Hatch, was kaum jemand weiß, zwei weiße gibt es, die ich nicht hasse, die ich vielmehr verehre und über alles schätze, den großen Kriminologen Prof van Dusen.
vanDusen: Amateurkriminologen bitte.
Manur: Amateurkriminologe selbstverständlich Prof und den noch größeren Hutchinson Hatch.
vanDusen: Noch größeren, wie soll ich das verstehen.
Manur: Sie sind ein bedeutender Mann, Prof ohne frage, doch wer macht sie dazu.
Hatch: Meinen sie etwa mich.
Manur: Sie meine ich, Mr Hatch, wo wären sie, Prof wenn diese begnadete Feder nicht über sie schriebe, sämtliche Jahrgänge des Daily New Yorker nenne ich mein eigen, Mr Hatch immer wieder nehme ich sie zu hand, voll tiefster Bewunderung, für sie Mr Hatch, für ihre einzigartige Erzählergabe, ihre treffende Darstellung, ihren eleganten Stil.
Hatch: Das tat gut, und noch besser tat das Gesicht, das der Prof dabei machte, aber er schüttelte sich bildlich gesprochen und ging zur Tagesordnung über, naja Ibrahim Manur erfuhr was uns in sein Haus gebracht hatte, eine Falle ganz offensichtlich, wir sollten ausgeschaltet werden, doch wir blieben nicht nur am leben, ironischerweise geschah auch gerade das, was das Telegram fälschlich verhießen hatte, wir erfuhren näheres über die rästelhaften Ereignisse, in die wir verwickelt waren, Ibrahim Manur war ein gutinformierter Mann.
Manur: Mein Herr der Khedive hat mir die Gnade erwiesen, mich in diesem außergewöhnlichen Fall zu rate zu ziehen, wissen sie, meine Herren wer hinter der Explosion in der Cheopspyramide steckt, sie werden staunen, es ist das Phantom.
Hatch: Das Phantom, immer wieder das Phantom, die Dame wird allmählich lästig, dreimal sind wir schon mit ihr zusammengerasselt.
Manur: Ich weiß es, Mr Hatch dank ihrer brillanten Artikel kenn ich alle Einzelheiten ihrer recontrets mit dieser berüchtigten internationalen Verbrecherin von geradezu chameleonartiger Wandlungsfähigkeit, ihre Abenteuer in Biarritz, Berlin ja und erst kürzlich in Rumänien.
Hatch: Da ist sie doch mit ihrem Unterseeboot in die Luft geflogen.
Manur: Ich versichere ihnen meine Herren das Phantom lebt und befindet sich zur Zeit in Ägypten, sehen sie hier diesen Brief, nur eine Kopie versteht sich.
vanDusen: Lesen sie vor Hatch.
Hatch: Immer ich, man nennt mich das Phantom, die Welt kennt mich, die Welt fürchtet mich, sie werden mir die bescheidene Summe von 100000 ägyptischen Pfund zahlen, bescheiden ist gut eine halbe Mio Dollar, falls nicht werde ich die Cheopspyramide in die Luft sprengen, was sagen sie dazu Prof die Cheopspyramide.
vanDusen: Lesen sie weiter mein lieber Hatch.
Hatch: Damit sie an meiner Entschlossenheit nicht zweifeln, werde ich dafür sorgen daß heute nachmittag 17 Uhr genannte Pyramide durch eine limitierte Detonation erschüttert wird, ja das stimmt, genau um 5 hats geknallt, zur Teezeit, die gewünschte Summe werden sie mir auf folgende weise.
vanDusen: Einen Augenblick mein lieber Hatch, an wen ist dieses Schreiben gerichtet, Ibrahim Manur.
Manur: An mein Herrn den Khedive, heute mittag um 12 Uhr lag es auf seinem Schreibtisch, niemand kann sagen wie es dorthin gekommen ist, fünf Minuten vorher war der Schreibtisch leer gewesen.
Hatch: Ein typischer Phantomtrick.
vanDusen: Wie reagierte der Khedive.
Manur: Mein Herr berief sogleich den geheimen Rat ein, seine ergebendsten Diener in Polizei und Justiz, und Lord Chromar, den britischen Agenten, Allah verdamm ihn, eine volle Stunde haben wir beraten.
vanDusen: Mit welchem Ergebnis.
Manur: Die meisten glauben an einen Schwindel, aber ganz sicher konnten wir nicht sein und deshalb haben wir eine Polizeiabteilung nach Gizeh geschickt und die Cheopspyramide gründlich durchsuchen lassen.
vanDusen: Und Sprengstoff.
Manur: Kein Sprengstoff, Prof gar nichts, alles in Ordnung, nach der Durchsuchung haben wir beide Eingänge gesperrt, kein Mensch durfte die Pyramide betreten.
vanDusen: Und dennoch kam es zur angekündigten Explosion.
Manur: Ja Prof danach haben wir wieder alles durchsucht, und diesmal wurden wir fündig, im obersten der drei kleinen Hohlräume über der Königskammer, das heißt an der höchstmöglichen Stelle war eine geringe Menge Dynamit gezündet worden, die Spuren waren eindeutig.
Hatch: Aber wenn die Pyramide doch abgeriegelt war.
Manur: Das ist es ja gerade Mr Hatch, bei der ersten Durchsuchung war der Hohlraum leer, und danach gab es keine Möglichkeit Dynamit in die Pyramide zu schaffen und zur Explosion zu bringen und trotzdem ja die Sache ist unerklärlich, geradezu un.
Hatch: Sagen sie bloß nicht unmöglich.
Manur: Ich werde mich hüten, ich kenne die Idiosympasie des Prof.
vanDusen: Keine Abschweifungen, wenn ich bitten darf, fahren sie fort.
Manur: Der geheime Rat trat zum zweiten mal zusammen, diesmal waren alle dafür auf die Erpressung des Phantoms einzugehen, sie müssen das verstehen, wir haben Angst, die Cheopspyramide ist das bedeutendste Bauwerk der Welt, das Wahrzeichen unsere Landes.
Hatch: Und ein unschlagbarer Touristenmagnet.
Manur: Auch das, Mr Hatch, wie die Zahlung vor sich gehen soll, hat das Phantom im Brief genau vorgeschrieben.
Hatch: Und zwar kurz zusammengefaßt so: ein Koffer mit 100000 ägyptischen Pfund in Banknoten sollte übermorgen am 16 Dezember 1904, 9 Uhr morgens von einem unbewaffneten Mann in die Cheopspyramide getragen und dort in der oberen in der Königskammer abgestellt werden, danach durfte 1 Stunde lang niemand die Pyramide betreten.
vanDusen: Sie wollen also zahlen und es dabei bewenden lassen.
Manur: Was ich will oder nicht, Prof das spielt keine Rolle, die ganze Angelegenheit ist meinem Herrn dem Khedive und seinen untergebenen Dienern aus den Händen genommen worden, Anordnung von Lord Cromer allah verdamm ihn.
vanDusen: Wer leitet den Fall.
Manur: Der Chef der Kriminalpolizei von Kairo, ein gewisser Kapitän Mayday Allah verdamm auch ihn.
vanDusen: Ich kann ihnen nicht widersprechen, Ibrahim Manur.
Manur: Mayday plant die Pyramide morgen noch einmal zu durchsuchen und dann abzuriegeln bis zur Geldübergabe, er will sich an die befohlene Wartezeit halten und danach versuchen das Phantom zu fassen, entweder in der Pyramide oder wenn es die Pyramide verläßt.
vanDusen: Das wird ihm nicht gelingen.
Manur: Inshalah Prof.
vanDusen: Hören sie, Ibrahim Manur, ihnen sind die Hände gebunden.
Manur: Bedauerlicherweise Prof.
vanDusen: Doch ich unterstehe nicht den Weisungen Lord Cromers oder Kaptain Mayday.
Manur: Allah verdamm.
vanDusen: Schon gut, das Phantom hat mir den Fehdehandschuh hingeworfen, in form jenes tückischen Telegrams, ich Prof Augustus van Dusen hebe ihn auf, mein lieber Hatch.
Hatch: Prof.
vanDusen: Auf zur vierten Runde, es gilt dem Recht und der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen.
Hatch: Ich kannte van Dusen, und ich wußte mehr als Recht und Wahrheit lag ihm der endgültige Sieg über das Phantom am Herzen, und vor allem wollte er dem arroganten Kapitan Mayday eins auswischen, am nächsten Morgen im Hotel, wir saßen beim Frühstück in einer Ecke des palmengeschmückten Speisesaal, natürlich sprachen wir über den Fall und über das phantom eins war mir immer noch nicht klar.
Hatch: Was hat die Pyramidenerpressung mit dem Mord an Pelotard zu tun.
vanDusen: Sehr viel mein lieber Hatch, der Mord an Pelotard, welchen das Phantom wie ich vermute mit eigener Hand ausführte, stellt die letzte und wichtigste Voraussetzung für das gelingen der Erpressung dar.
Hatch: Ja wieso.
vanDusen: Ach mein lieber Hatch, zählen sie 2 und 2 zusammen, denken sie an altägyptische Jenseitsvorstellungen, denken sie an die Tatsache daß Pelotard das Grab des Haemon entdeckt und ausgegraben hat.
Hatch: Ich denke Prof ich denke so sehr ich nur kann.
vanDusen: Bravo bravo mein lieber Hatch.
Hatch: Aber mir fällt nichts ein moment doch ich glaube ich weiß wer das Phantom ist
vanDusen: Tatsächlich und wen haben sie im Verdacht.
Hatch: Miss Pingle, immer wenn was passiert ist sie dabei, im Zug auf der Pyramide.
Maigret: Sehe ich recht Prof van Dusen.
vanDusen: Oh Madame Maigret, welch angenehme Überraschung, setzen sie sich zu mir, was führt sie nach Kairo.
Hatch: Sie erinnern sich doch noch an Madame Maigret, genau Privatdetektivin aus Paris, beteiligt am Mordfall in Montecarlo und an der kuriosen Affäre um Hannibals Alpenübergang, von Prof van Dusen nicht nur in kriminologischer Hinsicht hoch geschätzt, ein interessanter Fall hatte sie nach Ägypten gebracht, vor 6 7 Wochen war auf dem Gelände des gar de lyon eine Tote gefunden worden, ermordet, entsetzlich entstellt, unkenntlich, die Polizei kam nicht weiter, die Eisenbahn verwaltung setzte eine Belohnung aus, Madame Maigret klemmte sich dahinter und schaffte es schließlich die unbekannte zu identifizieren.
Maigret: Als die Tochter eines Ägyptologen an der Pariser Universität namens.
vanDusen: Rose Pelotard.
Maigret: Ja woher wissen sie, Prof.
vanDusen: Auf welche weise haben sie die Identifizierung bewerkstelligt Madame.
Maigret: Das Gebiß Prof, sämtliche Zahnärzte in und um Paris hab ich abgeklappert, und wissen sie was geschah als ich die Belohnung einforderte, ausgelacht haben mich die Leute von der Bahnverwaltung, ich hätte mich geirrt, sagten sie, Rose Pelotard lebe und sei in Ägypten, ich wollte Prof Pelotard sprechen, aber der war auch gerade nach Ägypten abgereist, was blieb mir übrig ich kaufte mir eine Fahrkarte und hier bin ich, wer immer sich in Ägypten Rose Pelotard nennt, muß eine Hochstaplerin sein.
vanDusen: Und schlimmeres Madame, der letzte Mosaikstein befindet sich an seinem Platz, das Phantom ist entlarvt, es handelt sich nicht, wie sie mein lieber Hatch glauben, um unsere Freundin Miss Pingle.
Pingle: Das will ich doch stark hoffen.
Hatch: Miss Pingle, sitzen sie schon lange hinter der Palme.
Pingle: Oh ja Mr Hatch, ich sitze und ich lausche, gebannt und hingerissen, Pelotard, Phantom, Pyramide, eine fantastische Geschichte.
vanDusen: Gesellen sie sich zu uns, Miss Pingle, sie sind ohnehin beteiligt, sie sind bereits weitgehend informiert, vor allem benötige ich sie, ich gehe doch wohl nicht fehl in der Annahme, daß sie die Cheopspyramide kennen wie.
Hatch: Wie ihre Westentasche.
Pingle: So ist es, nur daß ich keine Weste trage.
vanDusen: Sehrschön sehrschön meine Damen mein lieber Hatch dies ist mein Plan.
Hatch: 15 Stunden später, Mitternacht, im Licht des Mondes warf die Cheops-Pyramide ihren unheimlichen Schatten über die Polizeiposten zu ihren Füßen, über Gestein und Trümmer bis zu dem Sandhaufen neben dem Grab des Hemon, unserem Ziel, wir hatten freie Bahn, Mustafa der Mann mit dem Knüppel, hatte ein gewaltiges bakschisch neben einer Flasche Arag bekommen, und schlief sich irgendwo aus, die angebliche Rose Pelotard hielt sich in dem Haus auf das sie wie Miss Pingle wußte in dem nahen Dorf gemietet hatte, das moderne Türschloß war kein Problem für eine moderne Privatdetektivin, ein paar Handgriffe mit einem verdächtig aussehenden Instrument und die Tür sprang auf, vorsichtig schlichen die furchtlosen vier die Eingangsstufen hinter in eine leere staubige Kammer und da standen wir nun wie Ochs und Kuh vorm neuen Tor und bestaunten die 5000jähigen bunten Wandbilder, nur einer wußte wie es weiterging, Prof van Dusen, einen Kompaß in der linken machte sich mit der rechten an der hinteren Wand zu schaffen, auf die ein viereckiger Fischteich gemalt war, umgeben von Schilfrohr und Bäumen, er drückte hier, er drückte da und plötzlich.
Pingle: Der Fischteich.
Maigret: Er ist weg.
vanDusen: Statt dessen ein Loch.
vanDusen: Die Pforte des geheimen Ganges, welche ich an eben dieser Stelle zu finden erwartete, meine Damen, mein lieber Hatch, vorwärts.
Hatch: Sollen wir wirklich durch das schwarze Loch.
Pingle: Was sonst Mr Hatch.
Maigret: Haben sie etwa Angst.
Hatch: Klar hatte ich Angst, vor allem aber hatte ich einen schweren Korb mit all den Dingen die van Dusen bei unserer Expedition für nötig hielt, Laternen, Stricke, mehrere Holzkeile, eine Pistole und Proviant erstaunlicherweise, das schleppte Kuli Hatch durch den engen niedrigen finsteren Gang, vor ihm Miss Pingle, Madame Maigret mit einer Laterne, und der Prof, der uns eine kriminologisch ägyptologische Vorlesung hielt.
vanDusen: Dieser geheime Gang stellt gewissermaßen den Dreh- und Angelpunkt jener mysteriösen Geschehnisse dar, deren Zeugen wir in den letzten Tagen sein konnten, Prof Pelotard hat ihn im vergangenem Jahr entdeckt, seine Absicht war es nach eingehender Untersuchung während dieser Grabungskampagne die Öffentlichkeit von seiner Existenz zu unterrichten.
Pingle: Das hat er also im Zug gemeint.
vanDusen: Ganz recht, Miss Pingle, wenden wir uns nunmehr dem Phantom zu, nach dem Unterseebootunfall vor Rumänien.
Hatch: An dem sie ja nicht ganz unschuldig waren Prof.
vanDusen: Nach jenem Unfall begab das Phantom sich nach Paris, lernte dort die Pelotards kennen, schlich sich in ihr Vertrauen, und erfuhr von der Existenz des Geheimgangs, ein pervertiertes Hirn wie das ihre erfaßte sogleich die sich dadurch eröffnenden kriminellen Möglichkeiten, wegen einer zweifellos durch Gift verursachten Magenerkrankung blieb Prof Pelotard vorerst in Paris, schickte seine Tochter Rose voraus nach Ägypten, diese.
Maigret: Augenblick, Prof da liegt was, eine Dynamitpatrone.
vanDusen: Ein deutlicher Hinweis darauf, auf welche weise die vorgestrige Explosion in der Cheopspyramide bewerkstelligt wurde, weiter, das Phantom ermordete Rose Pelotard noch auf dem Bahnhof, nahm ihre Stelle ein, fuhr nach Ägypten, bereitete als Rose Pelotard ihren Coup vor, und als Prof Pelotard seine verspätete Ankunft ankündigte.
Pingle: Mußte auch er sterben.
vanDusen: Durch eine mit Akunitin präparierte Zigarre, welche das Phantom in Verkleidung ihm präsentierte, sodann.
Maigret: Stop, der Gang ist zu Ende, was ist das, ein Griff, Prof.
vanDusen: Ziehen sie, Madame ziehen sie, Miss Pingle, Hatch, helfen sie.
Hatch: Wir zogen, der Schlußstein bewegte sich und dahinter lag wieder eine Felsenkammer, klein und kahl und grau und unheimlich, wo waren wir.
vanDusen: Diese Frage kann ihnen Miss Pingle beantworten.
Pingle: Wir sind in der großen Pyramide, genauer unter der Pyramide, in der sog. unterirdischen Grabkammer.
Hatch: Hier sollte ich mal kurz erklären, wie es in der Cheopspyramide aussieht, es gibt drei Kammern, die Königskammer etwa in der Mitte der Pyramide mit einem großen leeren Sarkophag ohne Deckel, ein stück Stück tiefer die Königinnenkammer und 32 m unter der Pyramidenbasis die unterirdische Kammer, alle Kammern sind durch ein System von Gängen mit einander und mit den Eingängen an der Nordseite verbunden, ja das wärs abgesehen von ein paar Luftschächten und drei Hohlräumen zur statischen Entlastung der Königskammer, der geheime Gang hatte uns also vom Grab des Hemon in die unterste Kammer der Cheopspyramdie gebracht.
vanDusen: Sehen sie her, der bewegliche Stein wurde auf dieser Seite so kunstvoll in die Unebenheiten der Wand eingefaßt, daß seine Konturen unsichtbar bleiben, der von mir theoretisch konzipierte und postulierte unbekannte Zugang zur cheopyramide hier ist er.
Maigret: So hat das Phantom also das Dynamit in die Pyramide geschafft.
vanDusen: So gedenkt es die erpresste Summe und die eigene Person in sicherheit zu bringen.
Hatch: Ok ok das ist mir klar aber was ich nicht verstehe, das Phantom hat doch gedroht die ganze Pyramide in die Luft zu sprengen.
vanDusen: Eine leere Drohung, welche auszuführen das Phantom weder die Absicht noch die Mittel hat.
Hatch: Also ein bluff, und noch was Prof, woher wußten sie daß der unbekannte Zugang zur Pyramide ausgerechnet im Grab des Hemon anfängt.
vanDusen: Eine simple ägyptologische Kombination, nach dem Glauben der alten Ägypter stand allein dem Pharao nach dem tode die Erhebung unter die Götter zu, ein mystischer Vorgang in seinem Grabmal der Pyramide, was lag nun für Hemon den Erbauer der Pyramide näher als sich insgeheim einen Weg zu schaffen, auf welchem sein kah, seine Seele sich nach dem tod in die Pyramide begeben konnte um hier zusammen mit dem Pharao der Vergöttlichung teilhaftig zu werden.
Hatch: Raffiniert, als Nassauer in den Himmel.
vanDusen: Wenn sie so ausdrücken wünschen, mein lieber Hatch, wie spät ist es.
Hatch: Zehn nach 2.
vanDusen: Meine Damen, sie werden sich nunmehr zurückziehen.
Maigret: Oh.
vanDusen: Achten sie darauf, keine Spuren zu hinterlassen, setzen sie die beweglichen Steine sorgsam so ein, wie wir sie vorfanden, überlassen sie alles weiter mir.
Pingle: Was haben sie vor Prof.
vanDusen: Ich werde das Phantom abfangen, und zu diesem zwecke bis morgen in der Pyramide verharren mit dem Korb und mit Mr Hatch natürlich.
Hatch: Die Damen gingen, obwohl sie lieber geblieben wären, bei mir wars genau umgekehrt, wir machten es uns in der oberen der Königskammer gemütlich versteckt im Sarkophag des alten Cheops, soweit es in einem Sarg gemütlich sein kann, ich aß und trank ein bißchen, schlief ein bißchen, und graulte mich ein bißchen und wartete, am nächsten Morgen um 9 plötzlich Licht und Geräusche, der Bote mit dem Geldkoffer, hastig stellte er ihn auf den Boden und verschwand, kaum war er weg, mußte ich über den Rand turnen und den Koffer zu uns in den Sarkophag holen, dann wieder warten, aber diesmal nur Minuten, vorsichtige Schritte, der zitternde Strahl einer Blendlaterne, und da stand sie, angebliche Rose Pelotard, das Phantom, sie stand und guckte und stutzte und suchte.
vanDusen: Sie suchen vergebens Madam.
Pelotard: Wer ist das.
Hatch: Pharao Cheobs.
Pelotard: Lassen sie den Unsinn Mr Hatch, ich kenne ihre Stimme, die des Prof auch, zeigen sie sich, ach, ich hätte es mir denken können, sie Prof van Dusen wieder einmal sie, zum vierten mal kommen sie in die quere.
vanDusen: Zum vierten und zum letzten Male.
Hatch: Hände hoch keine Bewegung oder ich schieße.
Pelotard: Mit dieser Pistole, Mr Hatch, daß ich nicht lache, sie haben vergessen sie zu entsichern.
Hatch: Was da muß doch gleich.
vanDusen: Hatch vorsicht.
Hatch: Zuspät, nur einen moment hatte ich das Phantom aus den Augen gelassen, aber bei einer so gerissenen Verbrecherin ist sogar ein moment zu lang, jetzt hatte sie die Pistole, und richtete sie auf uns, mit der anderen Hand schlug sie den schleier zurück und zog sich die kunstvoll gearbeitete Kautschukmaske vom gräßlich zugerichteten Gesicht.
Pelotard: Sehen sie her Prof das ist ihr Werk, jetzt ist die Zeit der Rache gekommen sie werden sterben, Prof und sie natürlich auch Mr Hatch, sie werden sterben und ihr Tod wird lang andauernd und qualvoll sein, im unterirdischen Gang des Hämon bei verrammelten Türen werden sie langsam zugrunde gehen, im Paroxismus des Hun-gers werden sie sich gegenseitig anfallen, sich das Fleisch von den Knochen reißen.
Hatch: Keine Angst, Prof ich würde sie nie anknabbern.
vanDusen: Vielen dank mein lieber Hatch.
Pelotard: Ich bedauere nur eins, daß ich ihnen nicht zusehen und mich an ihren Qualen weiden kann, doch wenn ich morgen.
Maigret: Wollen sie auch mal zuschlagen, Miss Pingel.
Pingle: Mit Vergnügen Madam Maigret.
Maigret: Da stauen sie was Prof.
vanDusen: Aber meine Damen ich hatte sie angewiesen.
Pingle: Ach wissen sie draußen war es uns zu langweilig.
Maigret: Und wir wollten auch mal in der ersten Reihe sitzen.
Pingle: Darum sind wir dem Phantom nachgeschlichen.
Maigret: Ein Glück für sie meine Herren.
Pingle: Wer weiß wie es ihnen sonst ergangen wäre ja.
vanDusen: Ja äh.
Hatch: Van Dusen spachlos, ein äußerst seltenes Phänomen und ein vorübergehen-des, das Phantom wurde gefesselt und in den Sarkofag gelegt, dann traten wir vier den Rückzug an mitsamt Geldkoffer, hinter uns verkeilten wir die Türsteine des Geheimganges um der Gefangenen den Fluchtweg abzuschneiden, eine gute Stunde später standen wir vor dem Grab des Hämon und sahen mit wohlgefallen zu wie Capaitn Mayday mit seinen Mannen aus der Pyramide kroch und an uns vorbei defilierte.
Mayday: Ausschwärmen, Straßen sperren, das ganze Gelände absuchen.
vanDusen: Vermissen sie etwas Kapitän.
Mayday: Da sind sie ja schon wieder Prof, lassen sich mich bloß in Ruhe.
vanDusen: Vielleicht diesen Koffer.
Mayday: Das Geld, die 100000 Pfund, wie kommen sie zu dem Koffer Prof.
vanDusen: Ein wenig angewandte Amateurkriminologie, wie geht es dem Phantom.
Mayday: Dem Phantom wieso.
vanDusen: Ja haben sie es denn nicht dingfest gemacht.
Mayday: Nein.
vanDusen: Sie haben doch die Pyramide durchsucht Capitain.
Mayday: Selbstverständlich Prof.
vanDusen: Auch die Königskammer und den Sarkophag.
Mayday: Ja sicher, das heißt nicht ich persönlich, mein bester Mann, Hauptwacht-meister Musa, da vorne läuft er, Musa Musa, zurück Marsch marsch, Musa bleib stehen.
Hatch: Aber Musa blieb nicht stehen, er bog um eine Ecke und war weg, den wirklichen Hauptwachtmeister Musa fand man wenig später im Sarkophag des Cheops, bewußtlos, in Unterhosen, merkwürdig.
vanDusen: Was erscheint ihnen merkwürdig, mein lieber Hatch.
Hatch: Das Phantom hat sich befreit, hat Musa überwältigt, und ist in dessen Uniform geflohen, da muß sie doch ganz nah bei uns vorbeigelaufen sein, ohne Maske, und sie haben sie nicht erkannt, Prof.
vanDusen: Glauben sie mein lieber Hatch, wäre es nicht möglich, daß ich es vorzog mich nicht einer Gegnerin zu berauben, welche wenn ich sie auch keineswegs als ebenbürtig erachten kann, mir doch das eine oder andere interessante Duell geliefert hat.
Professor van Dusen: Friedrich W. Bauschulte
Hutchinson Hatch: Klaus Herm
Miss Pingle, eine Pyramidologin: Gudrun Genest
Ibrahim Manur, ein ägyptischer Würdenträger: Volkmar Kleinert
Captain Mayday von der Kairoer Polizei: Helmut Wildt
Madame Maigret, Privat-Detektivin: Evamaria Miner
Rose Pelotard, Archäologin: Liane Rudolph
Stationsvorsteher: Helmut Ahner
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