posted by Prof. van Dusen from on August 20, 2025 7:56 PM
Michael Koser: Prof. van Dusen in geheimer Mission (RIAS 1990)
Hatch: Prost, Professor.
vanDusen: Prosit, mein lieber Hatch.
Hatch: Auf unsere nächsten 60 Fälle, Prof.
vanDusen: Unsere Fälle, mein lieber Hatch…
Hatch: Während die abendliche Dämmerung schwer und düster auf die kravonischen Fluren hernieder sinkt, stampft und dampft er unbeirrbar voran, der von Sagen, Mythen und Legenden umwitterte Orientexpreß, umwittert, ich weiß nicht, umwabert, umwoben, ja das ist gut, der von Legenden umwobene Orientexpreß.
vanDusen: Mein lieber Hatch.
Hatch: Romantik gewiß doch es ist die Romantik des Fortschritts, der Technik, die Romantik dieser unserer modernen Zeit.
vanDusen: Hatch.
Hatch: Ja Prof.
vanDusen: Haben Sie die Güte, Ohren und Geschmack der Mitwelt nicht durch die lautstarke Deklamation Ihrer verquollenen Prosa zu insultieren.
Hatch: Verquollene Prosa, das ist allerfeinste journalistische schreibe ich komponiere gerade eine besinnliche Betrachtung für den Daily New Yorker, bestens geeignet für Feiertage aller Art, Ostern, Pfingsten, Buß und Bettag.
vanDusen: Aber wir haben nicht Ostern, nicht Pfingsten, und schon gar nicht Buß und Bettag, vielmehr schreiben wird den 6 August.
Hatch: Im Jahre des Herrn 1904, jawohl Prof weiß ich aber, das Abteil ist besetzt guter Mann, suchen sich ein anderes, hören Sie mal, das hier ist ein Doppelabteil, Doppel, verstehen sie für zwei Personen, und hier sind schon zwei, sie sind überzählig, raus.
Mörder: Oh.
vanDusen: Der Mann scheint sie nicht zu verstehen, lieber Hatch, gehen sie, rufen sie den Schaffner.
Hatch: Machen wir, Prof, wenn sie schon nicht rauswollen, guter Mann, dann treten sie wenigstens zur Seite und lassen sie mich raus, rührt sich nicht der Kerl, he du weg von Tür verstehen.
Mörder: Ich verstehe sie sehr gut Mr Hatch.
Hatch: Prof der kann sprechen.
Mörder: Sie werden staunen was ich noch alles kann, Mr Hatch, öffnen sie das das Fenster, los.
Hatch: Ich wollte nicht, aber unser unbekannter Besucher hatte ein sehr überzeugendes Argument, eine große schwarze gefährlich aussehende Pistole, die er aus der Jacke zog und mir unter die Nase hielt, also ging ich zum Abteilfenster und machte es auf.
Mörder: Gut so, Mr Hatch, bleiben sie da stehen, Prof van Dusen sie stellen sich neben Mr Hatch und nun meine Herren, springen sie bitte hinaus.
Hatch: Aus dem Fenster, aber das ist lebensgefährlich.
Mörder: Eben, Mr Hatch, springen sie oder möchten sie dem Prof den Vortritt lassen.
Hatch: Sie wollen uns umbringen.
Mörder: Das ist mein Auftrag, Mr Hatch, hinaus.
Hatch: Aber warum und wozu was haben wir ihnen getan Prof sagen sie auch mal was.
Mörder: Bitte meine Herren, machen sie es uns doch nicht so schwer, lassen sie uns die wie ich zugeben muß vor allem für sie unangenehme Angelegenheit in Würde und Anstand zu ihrem unvermeidlichen Ende bringen.
vanDusen: Halten sie sich gut fest.
Mörder: Ah.
Hatch: Was was war denn das.
vanDusen: Ich habe die Notbremse gezogen mein lieber Hatch.
Hatch: Aha und der Mörder.
vanDusen: Ist von eben dem Schicksal ereilt worden welches er uns zugedacht hatte
Hatch: Aus dem Fenster und weiter in die Landschaft, na der kommt nicht wieder, da haben wir noch mal Glück gehabt Prof.
vanDusen: Glück mein lieber Hatch, Glück, war es Glück, daß Masse und Standort unseres Angreifers ins rechte Verhältnis setzte zur Geschwindigkeit des Zuges, war es Glück daß im günstigsten Moment nämlich kurz vor dem Scheitelpunkt einer Kurve die Notbremse betätigte, so daß unser ungebetener Gast dem Gesetz der Trägheit folgend uns auf schnellstem Wege verließ durchs Fenster den Kopf voran.
Hatch: Sie meinen sie haben das so geplant, Prof.
vanDusen: Selbstverständlich mein lieber Hatch, ein relativ simples mathematisch physikalisches Exempel.
Hatch: Jedenfalls sind wir den Kerl los, merkwürdig, er hat was von Auftrag gesagt, und er wußte, wer wir sind, was hat zu bedeuten, Prof, warum will man uns umbringen.
vanDusen: Mein lieber Hatch, ich habe nicht die geringste Ahnung.
Hatch: Das glaub ich ihnen nicht Prof, sie wissen alles.
vanDusen: Ihr kindliches Vertrauen ehrt und rührt mich, doch ohne präzise Fakten, ohne exakte Hinweise kann selbst Prof DrDrDr Augustus van Dusen.
Hatch: Die Denkmaschine, größter Wissenschaftler und bedeutendster Amateurkriminologe aller Zeiten.
vanDusen: Danke danke, kann selbst mein Intellekt nicht tätig werden.
Hatch: Und was machen wir jetzt Prof.
vanDusen: Na wir bleiben ruhig und warten ab.
Schaffner: Sie haben die Notbremse gezogen, meine Herren.
vanDusen: Ein Versehen, Schaffner, zahlen sie die hierfür festgesetzte Gebühr.
Schaffner: Das macht 50 Piaster, mein Herr.
Hatch: Ich zahlte, der Orientexpreß fuhr weiter, ich machte mir Sorgen, der Orient-expreß hielt, diesmal regulär im Bahnhof von Popelnik, 5 Min Aufenthalt stand im Fahrplan aber das konnte nicht stimmen, der Zug hielt und stand und stand und hielt.
Hatch: Schon eine halbe Stunde Verspätung, Unverschämtheit, he sie Stations-versteher, warum fahren sie nicht weiter.
Bahnhofsvorsteher: Weil wir den Gegenverkehr abwarten müssen, mein Herr, die Strecke durch Kravonien ist leider nur eingleisig.
Hatch: Aber der Zug in die andere Richtung ist doch schon durch.
Bahnhofsvorsteher: Jawohl mein Herr, pünktlich auf die Minute, aber es kommt noch einer, ein Sonderzug.
Hatch: Und auf den muß der Orientexpreß warten.
Bahnhofsvorsteher: Bedauerlicherweise ja mein Herr, ich habe telegrafische Anweisung aus Staropol von höchster Stelle, um sie für den unfreiwilligen Aufenthalt ein wenig zu entschädigen, lädt die königlich kravonische Eisenbahnverwaltung sie zu einem kostenlosen Imbiß im gastronomisch renommierten Bahnhofsbüffet von Popelnik ein, Speis und Trank von feinsten meine Herren, soviel ihr Herz begehrt.
Hatch: Prof van Dusen wollte nicht, er hatte keinen Appetit, er hat nie Appetit, aber ich klopfte ihn breit, das hätte ich nicht tun sollen, kaum hatten wir das völlig leere Bahnhofsrestaurant betreten, als auch schon die Tür hinter uns zugeschlagen und von außen abgeschlossen wurde.
Hatch: Zu, aufmachen, was soll das, lassen sie uns raus.
Bahnhofsvorsteher: Tut mir leid, meine Herren, Anweisungen, wie gesagt von höchster Stelle, zum Orientexpress nach Konstantinopel über Gnewutsch, Zaribrod, Sofia, Adrianopolis einsteigen und Türen schließen.
Hatch: Prof unser Zug da fährt er ohne uns jetzt verstehe ich gar nichts mehr sie Prof
vanDusen: Wie es den Anschein hat, ist der Orientexpreß für uns auch weiterhin mit ungewöhnlichen und ausgefallenen Situationen assoziiert, denken sie nur zehn Tage zurück, an den 27. Juli.
Hatch: Sie meinen die explodierende Kaffeekanne, Prof.
vanDusen: Vor allem meine ich unsere sich aus jener kuriosen Episode entwickelnde singulären Abenteuer in Kravonien.
Hatch: Wenn sie den Abschnitt der großen van Dusen Chronik kennen der den Titel trägt Prof van Dusen sieht doppelt, dann wissen sie wovon die Rede ist, von der große wende im kleinen balkanesischen Königreich Kravonien, der böse König Bolko hatte den Thron verloren zugunsten seines guten wenn auch ziemlich schlappen Bruder Milan und sie wissen wer dazu entscheidend beigetragen hatte, Prof van Dusen, ja sicher der auch, nochmehr aber sein treuer Begleiter, Assistent und Chronist, meine Wenigkeit, Hutchinson Hatch, und sie wissen auch, wie es zwischen mir und der wunderschönen gar nicht schlappen Königin Dragina geknistert hatte.
Hatch: Dragina.
vanDusen: Soeben hat Mr Hatch von ihnen gesprochen, Majestät.
Dragina: Nur gutes, hoffe ich.
vanDusen: Von ihnen also kam die Weisung uns an diesem Ort festzuhalten.
Dragina: Ein ich gebe es zu ein wenig abruptes vorgehen, meine Herren, verzeihen sie, ungewöhnliche Umstände erfordern ungewöhnliche Maßnahmen.
Hatch: Meinetwegen, Dragina.
Dragnia: Sie glauben, übergroße Sehnsucht nach ihrer Person mein lieber Hutchinson habe mich zu diesem Schritt veranlaßt, seien sie nicht gekränkt, wenn ich das kategorisch ausschließe, meine sehnsucht gilt weniger ihnen als Prof van Dusen.
vanDusen: Ein neues Problem, Majestät.
Dragina: So ist es Prof.
vanDusen: Kriminologischer Natur.
Dragina: Kriminologisch nunja das auch in erster Linie handelt es sich jedoch um ein Problem von allergrößter politischer Tragweite.
vanDusen: Ah, berichten Sie Majestät.
Hatch: Gleich nach der denkwürdigen Hochzeitsfeier in Staropol hatte Königin Dragina ihren Mann in die Ecke gestellt und selbst die Regierung übernommen, noch in der Nacht ließ sie sich von den Ministern über die politische Situation Kravoniens informieren, und die sah gar nicht gut aus, das kleine Land das wie ein Puffer zwischen Serbien und Bulgarien lag war isoliert, alle Staaten auf dem Balkan hatten die Beziehungen abgebrochen angewidert vom Schreckensregiment König Bolkos und seine Geheimpolizei der schwarzen Garde, Kravoniens einziger Verbündeter Serbien war nur darauf aus, den kleinen Nachbarn im süden bei nächster Gelegenheit zu schlucken, das mußte anders werden, meinte die Königin, Serbien vertrug sich nicht mit Bulgarien, Dragina beschloß mit Bulgarien anzubändeln und sie wußte auch schon wie.
Dragina: Mein Kollege Fürst Ferdinand von Bulgarien hat zwei große Leidenschaften, das Eisenbahnfahren und.
vanDusen: Die Entomologie.
Hatch: Entwowas.
Dragina: Prof sie wissen alles.
Hatch: Sag ich doch immer.
Dragina: Ferdinand von Bulgarien ist einer der bedeutendsten Käferkenner und Käfersammler der Welt, aber inmitten seiner gefüllten Terrarien und Insektenkästen ist er nicht glücklich, ein Käfer, ein einziger fehlt in seiner großen Kollektion, obwohl er sich seit langem um ein Exemplar bemüht, ich meine den kravonischen Riesenhirschkäfer.
vanDusen: Lucanus cervus giganteus, 10cm lang.
Hatch: 10 cm, da kann man ja Angst kriegen.
vanDusen: Und so gut wie ausgestorben.
Dragina: Sehr richtig Prof nur in den abgelegensten Schluchten der nadscha gora, der finsteren Berge, gibt es noch eine wenige Exemplare.
Prof: Ich verstehe Majestät, sie suchten sich in den Besitz jener Rarissima zu setzen.
Dragina: Um sie Ferdinand zu präsentieren, als Geste guten willen, das war mein Plan, ich scheuchte meine Förster und Wildhüter in die Berge und nach ein paar Tagen waren sie zurück, mit 6 Riesenhirschkäfer, drei Männchen und drei Weibchen.
Hatch: Da kann er eine flotte Käferzucht aufmachen der Ferdinand.
vanDusen: Hatch bitte.
Dragina: Ich schickte eine Depeche nach Sofia ins Fürstenschloß, und Ferdinand antwortet sofort, lesen sie vor Hutchinson.
Hatch: Ich bin immer für sie da, Majestät, bin überglücklich, sendet Käfer schnellstmöglich, biete Freundschaftspakt.
Dragina: Soweit so gut, am Abend des 4. August, vorgestern, fuhr ein Kurier los mit einem Käferpaar in der Botanisiertrommel.
vanDusen: Er fuhr, wie Majestät.
Dragina: Auf dem schnellsten und defacto einzigen Wege von Kravonien nach Bulgarien, mit dem Zug, das heißt mit dem Orientexpreß, wir haben wie das üblich ist, unseren königlich kravonischen Salonwagen hinten angehängt, der Kurier fuhr also los, Ferdinand wartete voller Ungeduld gleich hinter der Grenze in Zaribrod, und ich bekam gestern gegen Mittag diese Depesche, Hutchinson.
Hatch: Zu befehl Majestät, bin ungehalten, Pakt gefährdet, Kurier überfallen, Käfer verschwunden, sendet sofort neue, Ferdinand.
vanDusen: Was war geschehen, Majestät.
Dragina: Sie können den Mann selbst befragen, Prof, er kam vorhin zurück mit dem Salonwagen und ich hab ihn gleich hierbehalten.
vanDusen: Sehr vorausschauend, Majestät, wie reagierten sie auf die Depesche.
Dragina: Schnelles Handeln war gefragt, ich wartete die Rückkehr des Salonwagens nicht ab und setzte mit den zweiten paar Käfer auf der Stelle eine hochkarätige Sonderdelegation in Bewegung, meinen Außen- und meinen Verkehrsminister.
Hatch: Verkehrsminister, wozu denn den.
Dragina: Wegen der Lokomotive, der einzigen Lokomotive im Besitz unseres Landes und die kann nur der kravonische Verkehrsminister fahren, falls es sie interessiert meine Herren es handelt es sich um eine kleine Tenderlok vom Typ T3 gebaut von Henschel und Sohn in Kassel, der deutsche Kanzler Bismarck hat sie vor etwa 25 Jahren dem damaligen König Danilo geschenkt, eine sehr robuste Maschine, vielseitig einsetzbar.
Gewiß Majestät gewiß, wann ist ihre Delegation auf der Lokomotive aufgebrochen.
Dragina: Heute früh kurz nach mitternacht, am vormittag hätte sie in Zaribrod eintreffen müssen.
Hatch: Ist sie aber nicht oder.
Dragina: Lesen sie.
Hatch: Keine Lokomotive, keine Delegation, kein Käfer, äußerst ungehalten, Krieg nicht ausgeschlossen, Ferdinand.
Dragina: Diesmal ist die ganze Lokomotive einschließlich Inhalt verschwunden auf dem Streckenabschnitt zwischen Gnewutsch und Zaribrod.
vanDusen: Wie lang ist Strecke Majestät.
Dragina: Knapp 50 km gebirgig, sehr einsam, keine Städte, keine Dörfer, keine Menschen.
vanDusen: Könnte ihre Lokomotive verunglückt sein, womöglich entgleist.
Dragina: Nein Prof die Strecke ist frei und der Express aus Bulgarien der eben hier durchkam, hat nichts Verdächtiges oder nur Auffälliges wahrgenommen, die Lok hat Gnäwutsch passiert am morgen in Zaribrod ist nicht angekommen, sie ist verschwunden, spurlos.
vanDusen: Gibt es Nebenstrecken, Ausweichgleise.
Dragina: Weder noch, nur das eine Gleis für den Orientexpreß.
vanDusen: Ein Mysterium wie es scheint und politisch betrachtet eine erhebliche Komplizierung ihrer Situation Majestät.
Dragina: Das können sie laut sagen, Prof, Bulgarien ist vergrätzt, Serbien lauert, was tun, beim Mittagessen fiels mir ein, sie waren im lande, Prof van Dusen, Spezialist für schwierigste fälle, ich ließ sogleich in Erfahrung bringen wo sie sich aufhielten, im Orientexpreß hörte ich unterwegs nach Bulgarien, eine Depesche mit Anweisungen ging nach Popelnik, ich zu Pferde mit kleinstem Gefolge und im gestreckten Galopp hierher und nun Prof.
vanDusen: Tja nun stehen sie vor mir was kann ich für sie tun, wünschen sie daß ich das geheimnisvolle Scheitern ihrer beiden nach Bulgarien entsandten Missionen einer Aufklärung zuführe.
Dragina: Warum nicht Prof, von mir aus aber.
vanDusen: Aber vor allem liegt ihnen daran zu erfahren wer oder was für die bislang unerklärlichen Vorgänge verantwortlich ist.
Dragina: Nicht nötig Prof.
vanDusen: Was soll das heißen.
Dragina: Ich weiß, wer dahinter steckt, die schwarze Garde.
Hatch: Wie das so ist bei einer politischen wende die alte Geheimpolizei wird zwar offiziell aufgelöst aber bis es gelingt ihren weitverzweigten Apparat zu zerschlagen arbeitet sie im Untergrund munter weiter, so war es auch in kravonien, die gefüchtete schwarze Garde lebte noch, überall auch in den höchsten kreisen saßen ihre Agenten, noch immer hingen sie am entmachteten König Bolko und versuchten die alte Politik fortzuführen.
Dragina: Und darum ist die schwarze Garde entschlossen meine Annäherung an Bulgarien zu hintertreiben.
vanDusen: Mit allen Mitteln wie es scheint, durchaus glaubhaft, Majestät, doch wenn ihnen an der Einzelaufklärung wenig liegt und wenn ihnen die Drahtzieher im Hintergrund bereits bekannt sind, dann verstehe ich nicht was sie von mir erwarten.
Dragina: Ist doch ganz einfach, Prof sehen sie, ich muß mich mit Bulgarien arrangieren, ein paar, ein einziges paar Riesenhirschkäfer habe ich noch, und das muß jemand zu Feridnant bringen.
vanDusen: Ja aber.
Dragina: Jemand der geschickt genug ist, den Anschlägen der schwarzen Garde zu entgehen, wissen sie, früher als ich noch einfache Prinzessin war, hätte ich es selbst versucht.
Hatch: Glaub ich ihnen unbesehen.
Dragina: Aber jetzt bin ich Königin und deshalb geht es nicht, leider, sie werden es übernehmen Prof und wenn sie mir bei dieser Gelegenheit gleich noch meine Lokomotive zurückbringen könnten.
vanDusen: Majestät ihr Auftrag.
Dragina: Ehrt sie Prof.
vanDusen: Mitnichten, Majestät, er ist unter meiner würde, Prof van Dusen.
Hatch: Etc etc.
vanDusen: Ist kein Laufbursche, ich bedauere Majestät.
Dragina: Ich auch, Prof, nun ja, es war ein Versuch, ich sehe ja ein, daß die Sache sogar für sie zu schwer ist, geradezu unmöglich.
vanDusen: Unmöglich, Majestät, dem wahrhaft intelligenten Menschen ist nichts wohlgemerkt nichts unmöglich, lassen sie das gesagt sein, selbstverständlich erfülle ich ihre bitte.
Dragina: Unter uns, Prof ich habe es nicht anders erwartet.
Hatch: Oje er hat sich austricksten lassen, der Prof.
vanDusen: Und sie mein lieber Hatch, sie kommen natürlich mit mir.
Hatch: Muß das sein, Kravonien, Bulgarien, Riesenkäfer das ist nicht mein Bier und ihres auch nicht, Prof.
vanDusen: Es geht nicht um balkanesische Politik, es geht nicht einmal um Kriminologie.
Hatch: Sondern.
Prof: Es geht um die Demonstration der unbegrenzten Macht des menschlichen Geistes.
Hatch: Hoch soll er leben.
vanDusen: Wann fährt der nächste Zug in Richtung Bulgarien.
Hatch: Das wußte der Stationsvorsteher, 23 Uhr 40, der Orientexpreß nach Konstantinopel, der zweite weil sonnabend war, sonst fuhr pro tag nur einer, also noch gut anderhalb stunden, van Dusen war zufrieden, zeit genug meinte er für die nötigen Vorbereitungen und für gewisse Untersuchungen und weil er damit gleich anfangen wollte, gingen wir über den Bahnsteig zum königlich kravonischen Salonwagen, der auf einem Ausweichgleis abgestellt war.
vanDusen: Wer war von ihrer Absicht informiert mich in dieser Angelegenheit zu konsultieren.
Dragina: Nur mein engster Beraterkreis, Prof.
vanDusen: Das heißt.
Dragina: Meine erste Hofdame Gräfin Szlepynsky, eine kluge und erfahrene Frau und Baron Feschak, mein persönlicher und sehr privater Adjutant.
Hatch: Da haben sie sich aber schnell getröstet, Majestät.
vanDusen: Zwei Personen also Gräfin Slepinski und Baron Feschak.
Dragina: Ich werde sie ihnen sofort vorstellen, sie warten im Wagen mit Leutnant Boskoff, meinem Kurier.
Hatch: Zur Hälfte bestand der königlich kravonische Salonwagen wie der Name schon sagte aus einem feudal eingerichteten Salon, in der anderen Hälfte gab es drei kleine Abteile, eine noch kleinere Küche und ein Bad, das man nur mit der Lupe finden konnte, das Gefolge der Königin hielt sich im Salon auf, Gräfin Slispinksi wirkte kompetent und unauffällig, Baron Feschak war ein strammer Uniformständer mit Wespentaille, Schnurrbart und Kalbsaugen, Leutnant Boskoff ein langes elend sah womöglich noch törichter aus als der Baron, von ihm ließ der Prof sich zeigen wo er gegessen hatte als ihn auf seiner Kurierfahrt das Schicksal ereilte, im mittleren der kleinen Abteile auf der rechten Bank am Fenster.
vanDusen: Setzen sie sich, Leutnant.
Leutnant: Mit Herrn Prof Erlaubnis, vorgestern als ich hier so saß, wenn Herr Prof gestatten da höre ich.
vanDusen: Sagen sie nichts, Leutnant, ach ja sehen sie dies hier.
Hatch: Das kleine Loch in der Wand.
vanDusen: Was denn sonst, exakt in Ohrhöhe des Leutnants, und über seinem Scheitel am Gepäcknetz.
Hatch: Eine gewaltige Delle.
vanDusen: So ist es, ich bin gleich wieder bei ihnen, rühren sie nicht von der stelle Leutnant.
Leutnant: Auf gar keinen Fall Herr Prof, gehorsamster Diener.
Hatch: Der Prof verschwand und man hörte wir er im rechten Nebenabteil herumwurstelte, ein paar Minuten vergingen, plötzlich dröhnte laute Musik durch die Wand zu uns herüber, Leutnant Boskoff sprang auf, knallte mit dem Kopf gegen das Gepäcknetz, fiel hin und blieb liegen, die Musik brach ab, van Dusen kam zurück.
vanDusen: Sehr schön, sehr schön, das hatte ich erwartet.
Hatch: Was war das Prof.
vanDusen: Die kravonische Nationalhymne, präziser die Walze auf dem Phonografen, welchen ich nebenan unter der Bank entdeckte, ich zog ihn heraus, richtete den Schalltrichter auf das Loch in der Wand, drehte den Handgriff und voila.
Hatch: Ein schlagender Erfolg, Prof.
vanDusen: In der Tat, mein lieber Hatch, bringen sie den Mann wieder zu sich.
Hatch: Leutnant Boskoff bestätigte die Rekonstruktion des Prof in allen Einzelheiten, im letzten teil der Strecke zwischen Gnäwutsch und der Grenze war plötzlich die Hymne seines Landes sehr laut an sein Ohr gedrungen, als guter Patriot war er hochgeschnellt und hatte prompt das Bewußtsein verloren, als er in Zaribrod wieder zu sich kam, war seine Botanisiertrommel mit den beiden Riesenhirschkäfern verschwunden.
vanDusen: So, waren sie allein, Leutnant.
Leutnant: Melde gehorsamt ganz allein Herr Prof.
vanDusen: Es befand sich wirklich außer ihnen niemand im Salonwagen.
Leutnant: Kein Seele, Herr Prof, nur der königlich kravonische Salonwagenschaffner, aber der zählt ja wohl nicht, halten zu Gnaden.
Hatch: Van Dusen sah das anders, und zitierte den Schaffner zu sich, einen klapprigen Greis mit weißen Backenbart der nichts gesehen und gehört hatte, sagte er, und das wars auch schon, Untersuchung beendet, wir gingen in den Salon zu Königin Dragina und Gefolge, der Prof kam gleich zur Sache drückte ihrer Majestät einen Zettel in die königliche Hand.
vanDusen: Sorgen sie dafür Majestät, daß mir die vermerkten Wünsche noch vor der Abfahrt erfüllt werden.
Dragina: Generalstabskarte des kravonisch-bulgarischen Grenzgebiets, zwei Botanisiertrommeln, eine Mausefalle, ist das ist ernst, Prof.
vanDusen: Mein voller Ernst.
Dragina: Wie sie wollen, eine Handlampe.
vanDusen: Eine weitere öffentliche Verlesung erscheint mir unnötig, Majestät.
Dragina: Aha gut Prof, ich werde mein möglichstes tun.
vanDusen: Beginnen sie damit, indem sie ihren königlich kravonischen Schaffner festnehmen lassen.
Dragina: Festnehmen aber warum.
vanDusen: Nur er kann die akustische Falle präpariert haben, welche Leutnant Boskoff so wirkungsvoll außer Gefecht setzte, die Trommel mit den beiden Käfern hat er natürlich ebenfalls beseitigt.
Hatch: Ex und hopp aus dem Fenster.
vanDusen: Ohne jeden Zweifel.
Dragina: Dann steht er im Dienst der schwarzen Garde.
vanDusen: Das läßt sich vermuten, Majestät.
Dragina: Er wird es gestehen und er wird es büßen, sonst noch was Prof.
vanDusen: Leihen sie mir ihren wackeren Leutnant Boskoff für einige Stunden aus.
Dragina: Auch länger wenn sie wollen Prof, ein besonderer Grund.
vanDusen: Das versteht sich, wenn dieser Salonwagen demnächst an den Orientexpreß in Richtung Bulgarien angekoppelt wird, soll der Leutnant in ihm mitfahren, darin verfügt er ja über eine gewisse Erfahrung und zwar bis Zaribrod, mit einer Trommel, einer leeren Botanisiertrommel wohlgemerkt.
Dragina: Ich verstehe, ein Ablenkungsmanöver.
vanDusen: Beziehungsweise wie Mr Hatch sich ausdrücken würde, ein Bluff, während wie zu hoffen steht das Interesse unserer Gegenspieler sich auf ihn, auf ihren Kurier konzentriert, werde ich und Mr Hatch natürlich unauffällig in einem normalen Waggon platz nehmen ebenfalls mit einer Botanisiertrommel und in dieser werden sich ihre letzten beiden Riesenhirschkäfer befinden.
Dragina: Brillant, was meinen sie, Szlepynsky.
Gräfin: Ein kühner Plan, riskant aber erfolgversprechend.
Hatch: Auch Baron Feschak war angetan nachdem die Königin ihm van Dusens Ma-növer lange und ausführlich erklärt hatte, nur Leutnant Boskopf wirkte recht unbegei-stert, aber der wurde gar nicht gefragt, eine gute Stunde später, der Orientexpreß dampfte und schnaufte durchs nächtliche Kravonien hinten dran wieder mal der köni-gliche Salonwagen mit Leutnant Boskoff, weiter vorn in einem regulären Schlafwag-enabteil zwei unerschrockene Helden in geheimer Mission, der Prof studierte aus-nahmsweise nicht die atomare Strukturtheorie, sondern die Generalstabskarte von Südostkravonien, die er kurz vor der Abfahrt von der Königin bekommen hatte, ich machte mir mal wieder sorgen, der Wagen in dem wir saßen war so leer und so stu-mm wie die dunkle Welt draußen vor dem Fenster, nichts zu sehen, nichts zu hören, unheimlich dann doch ein bißchen leben, der Schaffner zur Fahrkartenkontrolle.
Schaffner: Danke meine Herren, ihr Gepäck, soll ich es für sie in den Bagagewagen bringen.
Hatch: Nicht nötig guter Mann, um die zwei Stücke kümmern wir uns selbst.
Schaffner: Vielleicht die schwarze Tasche.
vanDusen: Mein Miniaturlaboratorium, unterstehen sie sich.
Schaffner: Oder die Botanisiertrommel.
Hatch: Finger weg.
Schaffner: Gut wenn sie nicht wollen meine Herren.
Hatch: Sehr verdächtig.
vanDusen: Sie sagen es.
Hatch: Wenn ich doch bloß rauchen dürfte, mit einer guten Zigarre ist alles halb so wild.
vanDusen: Die Luft verpesten, die Aktivität meiner Hirnzellen beeinträchtigen, auf gar keinen Fall.
Hatch: Ich könnte ja rausgehen auf den Gang.
vanDusen: Sie bleiben im Abteil, mein lieber Hatch, aus Sicherheitsgründen.
Hatch: Das galt offenbar nur für Assistenten, denn als der Zug ein paar Minute später hielt in Galuwtsch da stieg der Prof aus um wie er sagte eine Depeche an die Königin aufzugeben, als wir weiterfuhren mußte ich daran denken daß zwischen Gnäwutuz und Zaribrod Leutnant Boskoff ausgeschaltet worden war und hier war auch eine ganze Lok spurlos verschwunden mitsamt zwei Ministern.
vanDusen: Spurlos, das denn nun doch nicht, sie hat eine deutliche Spur hinterlassen die königlich kravonische Tenderlokomotive.
Hatch: Ach ja wo denn.
vanDusen: Auf dieser Karte, ich weiß jetzt an welcher Stelle die Lok abhanden kam und auf welche weise.
Hatch: Prof da vor dem Fenster ein Totenkopf.
vanDusen: Schädel nebst Kieferknochen eines Menschen, ganz recht, an einer Schnur offensichtlich vom Dach des Waggons heruntergelassen.
Hatch: Um uns einen Schrecken einzujagen.
vanDusen: Vor allem um unsere Aufmerksamkeit abzulenken, denn während sie wie gebannt das kindische Spektakel am Fenster starren, entgeht ihnen völlig was auf der entgegengesetzten Seite an der Tür geschieht.
Hatch: An der Tür da zischt was durchs Schlüsselloch, riecht irgendwie seltsam, Gas.
vanDusen: Gas ein betäubendes vielleicht gar tödliches Gas.
Hatch: Ach du dicker Vater, wir müssen was tun, Prof Fenster auf, ach nein das geht nicht, da kommen sie von oben rein, Tür geht ja auch nicht, o gott, o gott was machen wir.
vanDusen: Halten sie zunächst einmal die Luft an mein lieber Hatch.
Hatch: Jawohl Prof und nun.
vanDusen: Nun stecken sie einen ihrer kleinen Finger ins Schlüsselloch das heißt in die Mündung des Schlauches durch welchen das Gas in unser Abteil geleitet wird.
Hatch: Paßt genau.
vanDusen: Sehr schön, das Gas strömt zurück und zeitigt wie sie hören draußen auf dem Gang bereits Wirkung.
Hatch: Ob ich mal nachsehe.
vanDusen: Tun sie das.
Hatch: Keiner mehr da, Gasbehälter und Schlauch haben sie mitgenommen, die Luft ist rein, das heißt so gut wie.
vanDusen: Na wie fühlen sie sich.
Hatch: Es geht, Prof leichtes Kopfweh.
vanDusen: Das Gas.
Hatch: Nicht das Gas, Prof sie.
vanDusen: Ich, wie darf ich das verstehen.
Hatch: Weil ihr großer Bluff schiefgegangen ist, um uns kümmern sie sich, die Schwarzgardisten, nicht um Boskoff.
vanDusen: Meinen Sie.
Hatch: Sagen sie mal, Prof wenn das mit dem Finger nicht funktioniert hätte.
vanDusen: In diesem Falle hätte ich ihnen und mir eine Gasmaske appliziert.
Hatch: Gasmaske.
vanDusen: Ja, aus königlich kravonischen Heeresbeständen in meinem Miniaturlaboratorium, dank Königin Dragina.
Hatch: Er ist eben auf alles vorbereitet der Prof immer und überall, auf Gas und Schwarzgardisten im Tunnel.
vanDusen: Ah der Kolotschitunnel ca 5 km lang, wappnen sie sich, hier erwarte ich den Generalangriff unserer Widersacher.
Hatch: Das Licht Prof.
vanDusen: Es ist ausgegangen, sehr gut beobachtet, verhalten sie sich ruhig, warten sie ab.
Hatch: Leicht gesagt, es war stockdunkel, der Expreß rauschte gleichmäßig durch den Tunnel wie der schwarze Strom der Unterwelt, da ein Luftzug an der Tür, leise ganz leise Geräusche, schritte und dann plötzlich.
Schaffner: Au.
Hatch: Prof was ist passiert.
vanDusen: Die Mausefalle welche ich in der Dunkelheit auf die Botanisiertrommel praktiziert hatte hat ein Opfer gefunden, die Erteiliung eines Stromschlags mit einer elektr. Batterie wäre zweifellos eleganter gewesen doch hätte eine solche sich in der kürze der zeit sich kaum in Popelnik beschafft lassen entzünden sie ihre Handlampe.
Hatch: Bei Licht präsentierte sich eine aberwitzige Szene, ein Mann die Falle an der rechten Hand, hopste fluchend durchs Abteil, es war der Schaffner, na bitte den hatte ich gleich im verdacht gehabt, ein zweiter ein unbekannter stand daneben mit einem Messer und total verdattert, über ihm schwang Prof van Dusen, der auf die Bank gestiegen war, eine sehr professionell wirkenden Totschläger aus Hartgummi und knallte ihn mit Schwung dem Kerl auf die Birne, der machte sich lang, ich starrte auf den totschläger auf den Prof und dann wieder auf den totschläger, so was hatte die Welt noch nicht gesehn.
vanDusen: Aus dem persönlichen Besitz der Königin, schließen sie den Mund, und nehmen sie sich des zweiten Angreifers an.
Hatch: Wie denn und womit.
vanDusen: Na die Botanisiertrommel liegt neben ihnen.
Hatch: Die Käfer gehen die da nicht kaputt.
vanDusen: Schlagen sie schon zu.
Hatch: Auf ihre Verantwortung, Prof, so was jetzt.
vanDusen: Lassen sie sehen, wo ist die Karte ach ja hier, ja noch 10 km.
Hatch: Was bis zu Grenze.
Prof: Nicht doch nicht doch bis zu jenem punkt an welchem wir den Expreß verlassen
Hatch: Aber der Zug hält doch gar nicht, und wieso verlassen, ich dachte.
vanDusen: Warten sie es ab, eine viertelstunde müssen wir noch ausharren.
Schaffner: Das das schaffen sie nie, unsere Freunde im nächsten Wagen, gleich gleich sind sie hier und dann gehts ihnen schlecht.
Hatch: Also Parole absetzen, mit dem Hauptschlüssel des Schaffners schloß ich die beiden Wichte im Abteil ein, dann machten wir uns auf die Socken, nicht nach hinten zum Salonwagen, da würden sie uns abfangen, meinte van Dusen, wir türmten nach vorn Richtung Lok erst durch unseren Wagen, dann durch den nächsten, der Prof war etwa 10m voraus, Kunststück, er brauchte auch nicht das Minilabor und die verflixte Trommel zu schleppen und plötzlich, sie müssen entschuldigen, daß ich schon wieder plötzlich sage aber das ist so eine Geschichte in der dauernd was plötzliches passiert also plötzlich ging direkt vor mir eine Abteiltür auf und heraus trat Gräfin Szlepynsky, erste Hofdame und Beraterin der Königin, wie kam die hierher.
Gräfin: Stellen sie keine Fragen, Mr Hatch, ihre Majestät hat mich beauftragt, mir die Käfer von ihnen aushändigen zu lassen, geben sie mir die Botanisiertrommel.
Hatch: Aber wieso.
Gräfin: Geben sie schon her.
Hatch: Naja, wenn die Königin das so angeordnet hat.
vanDusen: Sind sie wahnsinnig Hatch.
Hatch: Durchaus möglich Prof ich weiß schon längst nicht mehr wo wir der kopf steht.
vanDusen: Hören sie nicht auf die Gräfin, sie gehört zu unsere Gegnern.
Hatch: Ach was.
vanDusen: Denken sie nach, noch bevor wir selbst es wußten, war die schwarze Garde darüber informiert, daß sie Königin mich zu konsultieren wünschte und hat darauf gewisse Gegenmaßnahmen eingeleitet.
Hatch: Das Attentat auf uns gestern abend im Zug.
vanDusen: So ist es, ein Mitglied des innersten Hofkreises muß mit der schwarzen Garde im Bunde stehen, das erscheinen der Gräfin Szlepynsky an diesem Ort, zu dieser Stunde.
Gräfin: Sparen sie sich den Rest Prof, dann also mit Gewalt, geben sie die Trommel her Mr Hatch oder ich drücke ab, mit einer Pistole kann ich ebenso gut umgehen wie die Königin.
vanDusen: Mein lieber Hatch, haben sie als junger Mann im college american football gespielt.
Hatch: Sicher interessantes spiel, bißchen ruppig.
vanDusen: Dann wissen sie woran ich denke allehop.
Hatch: Ich wußte, auch Hutchinson Hatch hat seine geistesgegenwärtigen Momente, blitzschnell stellte ich das Minilabor ab, blitzschnell warf ich die Trommel dem Prof zu über den Kopf der Gräfin hinweg, die sah ihr unwillkürlich nach, ich riß ihr die Pistole aus der Hand, schob die Gräfin ins Abteil und schloß ab, mit dem Hauptschlüssel dann gings weiter und zwar fix denn hinten im Gang tauchten ein paar finstere Figuren auf, noch ein Wagen und wir waren am Tender, was tun, wir krabbelten über die Kohlen, zum glück machten wir im moment nicht gerade rasante fahrt und ließen uns auf die Plattform am Führerstand fallen, Ende der Fahnenstange.
Boris: Papa das sind zwei Männer Papa.
Ferdinand: Sieh nach vorn, Boris mein Sohn, halte Ausschau, und vor allem vergiß das heizen nicht, was auch geschieht, Konzentration Boris, Konzentraion auf das wesentliche, das ist es, was die hohe Kunst des Lokomotivführens wie auch die des Regierens ausmacht, merke dies wohl mein Sohn.
Boris Jawohl Papa, darf ich an der Dampfpfeife ziehen.
Ferdinand: Später mein Sohn.
Hatch: Zwei merkwürdige Gestalten hielten sich im Führerstand auf, zwei Gestalten in weißseidenen offensichtlich maßgeschneiderten overalls, ein Mann um die 40 spitzbäuchig, spitzbärtig und ein junge von etwa 10 Jahren, dem älteren sehr ähnlich nur der Bart fehlte, der Prof stellte uns vor und erklärte knapp aber präzise worum es ging.
Ferdinand: Sehr erfreut, Prof höchst erfreut, außerordentlich erfreut und nun wollen sie sicher erfahren mit wem sie.
vanDusen: Nicht nötig Hoheit.
Ferdinand: Sie wissen.
vanDusen: Ich spreche mit seiner Hoheit Fürst Ferninand von Bulgarien und mit seinem Sohn Boris.
Boris: Kronprinz ich bin der Kronprinz.
vanDusen: Sie beide weithin bekannte Eisenbahnenthusiasten waren nicht länger gewillt in Zaribrod auf den Orientexpreß mit seiner kostbaren Fracht zu warten, sie kamen ihm entgegen.
Ferdinand: Bis Gnewutsch und dort habe ich den Platz des Lokomotivführers eingenommen um den Expreß sicher nach Bulgarien zu bringen.
Boris: Und ich bin der Heizer, ich kann heizen, fahren kann ich auch.
Da sind sie, auf der Lokomotive.
Ferdinand: Die schwarze Garde Prof.
vanDusen: In der Tat, Hoheit, mein lieber Hatch es wäre nicht unvorteilhaft wenn sie die Pistole der Gräfin Szlepynsky verwendeten um den einen oder anderen Schuß auf unser Verfolger abzugeben.
Hatch: Machen wir Prof.
Ferdinand: Boris mein Sohn auch du solltest dich nach Kräften an der Verteidigung beteiligen, indem du dich mit wie ich hoffe wohlgezielten Kohlewürfen den Feind am vorrücken hinderst.
Boris: Mit Kohle schmeißen darf ich Papa.
Ferdinand: Ja sicher.
Boris: Prima.
Hatch: Während wir schossen und schmissen und die Kerle auf Distanz hielten, besah van Dusen sich die Karte und im Licht der Scheinwerfer die Gegend durch die wir fuhren.
vanDusen: In wenigen Sekunden haben wir die Stelle erreicht, fahren sie langsamer, Hoheit und dampfen sie, dampfen sie was sie können, die Schwarzgardisten dürfen nicht sehen, was vor sich geht.
Ferdinand: Genügt das, Prof.
vanDusen: Durchaus Hoheit, Hatch.
Hatch: Ja.
vanDusen: Halten sie Laboratorium und Botanisiertrommel gut fest und springen sie, rechts, rechts, ich werde ihnen auf dem fuße folgen.
Hatch: Eine relativ weiche Landung, wir standen auf, klopften uns ab, sahen uns um, der Prof war guter dinge.
vanDusen: Sehen sie die Abdrücke im Sand, mein lieber Hatch, halten sie doch die Lampe gerade, hier haben noch vor sehr kurzer Zeit Schienen gelegen.
Hatch: Wenn sie das sagen, Prof, wie gehts denn jetzt weiter.
vanDusen: Wir folgen den Spuren zu jedem nahen Felsvorsprung hinter welchem.
Boris: Hallo.
Hatch: Boris, was hast du hier zu suchen.
Boris: Ich bin auch abgesprungen, auf der Lok wars mir zu langweilig, Papa hält mir dauernd vorträge.
Hatch: Wir müssen ihn wohl mitnehmen, Prof.
vanDusen: So scheint es, mein lieber Hatch, kümmern sie sich um ihn.
Hatch: Und um die Botanisiertrommel und um das Minilabor natürlich auch noch, ok, ok, hör zu du Ratte halt dich schön hinter mir und mach keine Zicken.
Boris: Wie reden sie mit mir, ich bin der Kronprinz.
Hatch: Und wenn du nicht tust was ich sage kriegst du was hinter deine prinzlichen Ohren kapiert.
Hatch: Hinter der Felsnase hörten die Spuren auf, stattdessen fing ein richtiges Gleis an und daneben lagen diverse Schienen und Schwellen, das Gleis führte in den wald
vanDusen: Und endet laut Karte an einem stillgelegten Kohlebergwerk etwa 3km von hier, die Karte verzeichnet ebenfalls daß eine Schienenverbindung zwischen diesem Gleis und der Hauptstrecke nicht mehr existiert, für einige kräftige und entschlossene Männer stellt es jedoch ein nicht eben unlösbares Problem dar, die fehlenden 200m schienen provisorisch zu verlegen.
Hatch: Und wieder abzubauen sobald die Ministerlok darüber gerattert ist, so also nicht sehr mysteriös.
vanDusen: Wenn man eine Karte zu lesen versteht, und wenn man 2 und 2 zu addieren weiß.
Hatch: Die kräftigen und entschlossenen Männer, wo stecken die jetzt wohl.
vanDusen: Ganz ohne Frage im erwähnten Bergwerk, und dort dürfte sich auch die Lokomotive finden, welche Königin Dragina so schmerzlich vermißt.
Hatch: Mehr als ihre Minister jedenfalls.
Boris: Hatch, Hatch kann ich mal mit ihrer Pistole schießen.
Hatch: Untersteh dich, du Rübe.
vanDusen: Boris, mein lieber Hatch, wir haben eine Aufgabe zu erfüllen vorwärts.
Hatch: Drei unförmige Schatten wuchsen im Schein der Sterne vor uns auf, ein Schuppen in den die Gleise führten, ein Haus mit Förderturm und dazwischen eine gewaltige Kohlehalde, vor dem Schuppen stand ein Wächter, den schalteten wir aus in Gemeinschaftsarbeit, van Dusen leitete, Boris machte krach und lenkte ab, sehr begabt das Kerlchen, ich haute dem Wächter den Griff der Pistole über den Scheitel, dann in den Schuppen.
Ah.
vanDusen: Licht.
Hatch: Für sie tu ich alles, Prof.
Boris: Mann, eine T3, stark, und voll in Schuß, stark.
vanDusen: Halt doch mal den Mund Boris.
Außenminister: Retten sie mich.
Hatch: Im Führerstand da liegt einer gefesselt.
Boris: Den kenn ich, das ist Exzellenz Laverkan, der Außenminster von Kravonien.
vanDusen: Sehr schön, sehr schön, wir haben die Lokomotive, wir haben den Außenminister, fehlt nur noch der Verkehrminister.
Hatch: Der war im Haus, sagte der Außenminister bei seinen Schwarzgardisten, er hatte die Lok mit seinem ahnungslosen Kollegen über das schnell verlegte Verbindungsstück und über das Gleis in den Schuppen gesteuert und da hatte man den armen Außenminister gefesselt und ihm die Käfer weggenommen, wir banden ihn natürlich los.
vanDusen: Kannst du diese Lokomotive fahren, Boris.
Boris: Die T3, na klar aber dann müssen alle Dampf aufmachen, Kohle ist genug da, und Hatch muß tun was ich sage.
Hatch: Rabenaas aber so geschah es, weil van Dusen es wollte und weil wir so am schnellsten aus dieser Räuberhöhle rauskamen, mit dem technischen Einzelheiten des Dampfaufmachens will ich weder mich noch sie aufhalten, wir machten Dampf, die Schwarzgardisten im Haus kriegten nichts mit, wir fuhren aus dem Schuppen über die Gleise.
Boris: Hurra, schippen Hatch, man muß sich immer auf das wesentliche konzentrieren sagt Papa.
Hatch: Ich werd mich gleich auf deine Ohren konzentrieren, moment mal sollten wir nicht bremsen, da vorn am Felsen gehts nicht weiter, da ist das Gleis doch unterbrochen.
vanDusen: Nicht wenn Königin Dragina meinen Anordnungen gefolgt ist, noch in Popelnik habe ich ihr empfohlen, loyale Truppen in dieser Gegend zu postieren, und den exakten Ort nämlich diesen hab ich ihr mittels Depeche aus Gnewutch ange-geben desgleichen die Anweisung das Gleis schnellstens vervollständigen zu lassen.
Boris: Schippen Hatch, schippen hurra.
vanDusen: Sehen sie, die Strecke steht oder sollte ich sagen liegt.
Hatch: Aber wie, ich werde seekrank.
vanDusen: Und am Rande stehen Soldaten hurra, es lebe die Königin.
Boris: Wir sind jetzt auf der Hauptstrecke, soll ich anhalten.
vanDusen: Keinesfalls, Zaribrord heißt das Panier.
Hatch: Der Rest ist schnell erzählt, im Morgengrauen liefen wir unter Volldampf in den bulgarischen Grenzbahnhof Zaribrod ein, wir wurden schmerzlich erwartet.
Boris: Papa, ich hab die T3 gefahren, ganz alleine, Hatch mußte schippen und ich bin gefahren.
Ferdinand: Schweig Boris, mein Sohn, meine Käfer Prof, warum haben sie sie beim Absprung mitgenommen, geben sie mir die Trommel, Mr Hatch.
Hatch: Bitte bitte.
Ferdinand: Leer.
Hatch: Was.
vanDusen: Selbstverständlich ist die Trommel leer.
Ferdinand: Meine Käfer, was haben sie damit gemacht, wo sind mein kravonischen Riesenhirschkäfer.
vanDusen: Folgen sie mir, Hoheit.
Hatch: Wir gingen den Bahnsteig entlang, dahin wo der königlich kravonische Salonwagen stand, und im Wagen auf dem lila Sofa im Salon schlief Leutnant Boskoff den Schlaf des gerechten und gewissenhaften Kurier, van Dusen zog ihm vorsichtig die Botanisiertrommel unter dem Kopf hervor, machte sie auf und sofort flogen zwei gewaltige Käfer heraus, schwirrten durchs offenen Fenster und ab in die gesunde bulgarische Morgenluft.
Ferdinand: Auf Boris, verfolge sie meine lucani cervi gigante, ich verdopple dein Taschengeld, wenn du sie fängst.
Boris: Das ist ein Wort.
Hatch: Ein Doppelbluff.
vanDusen: Ganz recht mit Königin Dragina unter vier Augen abgesprochen.
Hatch: Die Irreführung lief also genau andersrum, die Schwarzgardies sollten sich mit uns beschäftigen und den Leutnant mit dem Käfer in Ruhe lassen, raffiniert raffiniert, aber sagen Sie mal Prof, hätten Sie den Fall nicht auch viel einfacher abschließen können, warum haben sie die Soldaten nicht gleich zum Bergwerk dirigiert damit sie die Lok holen und die Schwarzgardisten einkassieren, wir hätten Ferdinand über die Käfer informiert, wären gemütlich im Zug geblieben und hätten uns einiges erspart.
vanDusen: Zweifellos mein lieber Hatch, so hätte ich es arrangieren können, doch was wäre das für ein Ende gewesen, prosaisch, glanzlos, fast banal, Prof DrDrDr Augustus van Dusen hat Anspruch auf Dramatik, auf Glanz und Gloria, auf einen spektakulären Schlußauftritt, das sollten sie wissen… und wenn nicht, dann merken sie es sich für die Aufarbeitung meiner künftigen Abenteuer.
Professor van Dusen: Friedrich W. Bauschulte
Hutchinson Hatch: Klaus Herm
Königin Dragina von Kravonien: Marietta Bürger
Leutnant Boskoff, ein Kurier: Thomas Vogt
Fürst Ferdinand von Bulgarien: Wolfgang Condrus
Boris, sein Sohn: Felix Leihberg
Mörder: Krikor Melikyan
Gräfin Szlepynsky, Hofdame: Katja Riemann
Bahnhofsvorsteher: Rainer Pigulla
Schaffner A: Ivan Gallardo
Schaffner B: Wolfgang Pregler
Außenminister von Kravonien: Helmut Ahner
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