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AUG 20

  posted by Prof. van Dusen   from  on August 20, 2025 7:59 PM


Michael Koser: Prof. van Dusen im letzten Moment (RIAS 1989)

Hatch: Prof. van Dusen in der Todeszelle, das ist ein Kapitel für sich, was sage ich Kapitel, ein ganzer Roman, ein Roman der anfängt mit der Flucht aus dem sichersten Gefängnis der Welt, Sie kennen die Geschichte meine Damen und Herren und der zuende geht an jenem tragischen Aprilmorgen im Gefängnis von San Francisco, aber dazwischen gab es im Leben des großen Kriminologen noch eine Todeszelle, die bekannteste von allen, die Todeszelle von Sing Sing, Donnerstag 8. Mai 1902, ein Uhr mittags.

Wärter: Haben Sie gehört Kelly, noch 30 Stunden, 30 Stunden sind schnell vorbei, Kelly.

Kelly: Lassen Sie mich in Ruhe.

Wärter: Ruhe, Sie kommen nicht mehr zur Ruhe, Kelly, Sie müssen immer wieder daran denken, sich vorstellen, wie es sein wird, morgen abend, wie wir sie aus der Zelle holen und über den Gang schleppen nicht weit Kelly nur bis zu dem kleinen Raum ohne Fenster gleich nebenan und was da auf sie wartet das wissen sie Kelly, der Stuhl, der elektr. Stuhl, sie nehmen Platz Kelly, wir schnallen sie an, wir machen die Kontakte fest an ihren Knöchel und auf ihren kahlgeschoren Schädel, sie sitzen da und warten warten, der Obmann der Jury gibt das Zeichen, ich schalte den Strom ein, aber sie sind gleich tot Kelly glauben sie das ja nicht, sie werden schmoren, Kelly Sekunden Minuten eine Ewigkeit, sie werden sich aufbäumen.

Kelly: Hören sie auf.

Wärter: Nur noch 30 Stunden Kelly.

Hatch: Versetzen sie sich aus der Todeszelle im Zuchthaus Sing Sing an einem wesentlich angenehmeren Ort, in das Haus von Prof van Dusen, zwei Personen befanden sich im Salon, der Hausherr und meine Wenigkeit Hutchinson Hatch, wir hatten uns ein paar Wochen nicht gesehen, ich war in Kanada gewesen wegen einer Reportage und der Prof. hatte in dieser Zeit am geheimnisvollen Element Radium herumgeforscht und sich jeder kriminologischen Abschweifung enthalten, ganz leicht konnte ihm das nicht gefallen sein sonst hätte er mich nicht gleich gefragt.

vanDusen: Nun mein lieber Hatch was bringen sie mir, einen mysteriösen Mord, ein kriminologisches Problem, welches unsere wackere Polizei wieder einmal vor ein unlösbares Rätsel stellt, gibt es etwas neues.

Hatch: Nicht daß ich wüßte, Prof, hm, der Fall Kelly natürlich aber ist nicht neu und ein unlösbares Problem ist er auch nicht weil er nämlich abgeschlossen ist, Kelly ist rechtkräftig verurteilt, morgen abend kommt er auf den elektrischen Stuhl das ist so sicher wie das amen in der Kirche.

vanDusen: In der Tat mein lieber Hatch.

Hatch: Da beißt keine Maus auch nur den allerkleinsten Faden ab, die Sache ist gelaufen, und dabei hat er ihn womöglich gar nicht umgebracht den alten Waldorf, na was solls, Kelly sitzt in der Todeszelle, und da holt ihn keiner raus.

vanDusen: Meinen Sie mein lieber Hatch.

Hatch: Nichts mehr zu machen, traurig, und wie siehts denn so bei ihnen aus Prof, leben noch frisch was macht die Wissenschaft erzählen sie doch mal dieses Radium.

vanDusen: Später später mein lieber Hatch, ihr Automobil.

Hatch: Vor der Tür aber was.

vanDusen: Komm sie schon.

Hatch: Ja wohin denn Prof.

vanDusen: Nach Sing Sing natürlich.

Hatch: Na also, wir fuhren los in meinem Pierce Arrow, aber nicht direkt in Richtung Sing Sing, ich machte einen kleinen Umweg über den Times Square, da stand schon jemand an der Straße und wartete mit Ungeduld, ich hielt, er stieg zu, ich gab Gas.

vanDusen: Was hat das zu bedeuten.

Hatch: Darf ich vorstellen, Mr Dolphin, Elmar S Dolphin, Anwalt der Rechte, Prof van Dusen die sog. Denkmaschine.

Dolphin: Wer kennt ihn nicht, den weltberühmten Wissenschaftler und Amateur- kriminologen, ich freue mich Prof, ich freue mich wirklich sehr, daß sich bereit gefunden haben meinem Mandanten zu helfen.

vanDusen: Ihrem Mandanten Mr Dolphin.

Dolphin: Ja hat Hatch sie nicht informiert, ich bin der Verteidiger von Francis Kelly.

vanDusen: Ich verstehe, ein abgekartetes Spiel, ich wünsche nach hause zurück zu kehren, Hatch, haben sie die Güte zu wenden.

Dolphin: Warten sie Hatch, ja ich geb es ja zu, ich hab meinem alten Freund Hatch gebeten auf sie einzuwirken, sie für den Fall meines Mandanten zu interessieren.

Hatch: Und das hat ja auch geklappt, haha, gewußt wie.

Dopphin: Und warum hab ich so gehandelt Prof weil es gilt einen Justizmord zu verhindern, weil es gilt das leben eines unschuldigen zu retten, und weil nur ein Mensch fähig ist das Unmögliche möglich zu machen, nur ein Mensch in New York, in Amerika, in der ganzen Welt, sie Prof van Dusen.

Hatch: Bravo.

vanDusen: Hände ans Steuer, Hatch, da sie an den Menschen in mir appellieren.

Dolphin: An den Menschen, an den Kriminologen, an das Genie, sie dürfen sich ihrer humanitären Pflicht nicht entziehen.

vanDusen: So hat es den Anschein Mr Dolphin, nun gut, worum geht es, referieren sie, knapp summarisch jedoch präzise.

Hatch: Und von Anfang an.

vanDusen: Hatch bitte.

Hatch: Und der Anfang war das große Kostümfest im Hause Waldorf, Park Avenue am 25. Januar, das Ereignis der Saison, davon müssen sogar sie etwas gehört haben Prof.

vanDusen: Nicht das mindeste mein lieber Hatch.

Hatch: Sie leben eben auf dem Mond Prof.

vanDusen: Wie ihnen durchaus bekannt ist lebe ich in der 35. Straße West nicht weit von der öffentlichen Bibliothek, dort pflege ich mich den exakten Wissenschaften zu widmen, gelegentlich in meinen Mußestunden wohl auch der Kriminologie, keinesfalls jedoch törichten Zerstreuungen wie sie in der sog. guten Gesellschaft im schwange sind, insofern.

Hatch: Müssen wir sie wohl ein bißchen ausführlicher aufklären.

vanDusen: Darum bitte ich.

Hatch: Also das Fest stand unter dem Motto die Wunder des 20 Jahrhunderts und entsprechend waren die Kostüme, modern verwegen der Zeit voraus und wunderbar vor allem wunderbar, Mrs Morgan und Mrs Vanderbild hatten ihre Roben mit Phosphor bestrichen und strahlten um die Wette als Elektrizität und als Radium.

vanDusen: Radium.

Hatch: Der alte Rockefeller wandere in einer Art Goldene Kutte, er war nämlich der sog. Krösus.

vanDusen: Krösus im 20 Jahrhundert.

Hatch: Ja da das hab ich ihn auch gefragt, und er hat gesagt Geld braucht der Mensch in jedem Jahrhundert mein Sohn, dabei hat er Mrs Rockefeller angestoßen und die klirrte und klapperte weil sie Krösus Schatzkammer vorstellte und mit Schmuck behängt war wie ein Weihnachtsbaum, der einzige Mensch der kein Kostüm trug war der Gastgeber Mr Waldorf, als erfolgreichster Bankier der Ostküste hielt er eine Verkleidung wohl für unter seiner Würde und begnügte sich mit einem schlichten Frack, aber diesen Mangel machte die Gastgeberin mehr als wett.

vanDusen: Mrs Waldorf meinen sie.

Hatch: Nein ich meine Mrs Steuvesant, Waldorfs Schwester, er ist nämlich Witwer und wenn er zu feierlichen Anläßen eine Dame des Hauses braucht.

vanDusen: Ich verstehe ich verstehe bitte bemühen sie sich ihre Ausführungen ein wenig zu straffen.

Hatch: Ja keine Angst Prof, gleich wirds kriminell oder kriminologisch, wenn ihnen das lieber ist.

vanDusen: Ja bitte.

Hatch: Wo war ich denn.

Dolphin: Mrs Steuwesand.

Hatch: Richtig Mrs Steuwesand hatte sich mit Unmengen grauer Seide umwickelt und schwebte als Luftschiff über den ganzen.

vanDusen: Verrückt.

Hatch: Kurz, Glanz und Glamour allüberall, ganz New York war da, das heißt die Spitzen der Gesellschaft, die oberen 400.

Dolphin: Da durfte natürlich auch Hutchinson Hatch junior nicht fehlen, ein interessantes Kostüm hatten sie übrigens an Hatch was wars doch gleich.

Hatch: Damit brauchen wir uns jetzt nicht aufzuhalten.

Dolphin: Seien sie doch nicht so bescheiden, Hatch, war doch originell ihre Aufmachung, Brille, gelbe Perücke, altmodischer Rock, dann liefen sie so komisch mit eingeknickten Knien und murmelten dauernd vor sich hin, was war das noch.

Hatch: Auweia.

Dolphin: Irgendwas mathematisches 1 mal 1.

vanDusen: Das ist doch.

Dolphin: 2 plus 2, richtig 2 plus 2 gibt vier.

vanDusen: Hatch sie haben sich unterstanden.

Hatch: Prof da muß ich wohl beichten.

vanDusen: Darum möchte ich bitten.

Hatch: Ja ich war als sie auf dem Fest, als Prof van Dusen, ein Riesenerfolg, die Leute haben sich totgelacht, waren sehr beeindruckt, meine ich, wenn sie kein Wunder des 20 Jh, Prof dann weiß ich nicht.

vanDusen: Schweigen sie, Hatch, gehe ihr recht in der Annahme besagtes Kostüm sei auch von ihnen besucht worden Mr Dolphin.

Dolphin: Ja Prof ich war ein mechanischer Mensch, mein Schneider hatte mir ein.

vanDusen: Sehr interessant in diesem Falle seien sie so freundlich den Bericht fortzusetzen, was sie betriff Hatch ihnen empfehle ich mit aller Dringlichkeit sich auf die Führung des Automobil zu konzentrieren, ihre Aufmerksamkeit ungeteilt dem Straßenverkehr zuteilwerden zu lassen, ich höre Mr Dolphin.

Dolphin: Nun es war mein Freund Hatch hat es ja bereits angedeutet ein rauschendes Fest, Jubel Trubel Heiterkeit, Eleganz, es wimmelte von lebenden Maschinen aller Art, von Unterseebooten.

vanDusen: Gewiß Mr Dolphin gewiß, kommen sie doch bitte zur Sache.

Dolphin: Sehr wohl Prof, gegen 10 Uhr gab es eine längere Tanzpause, das junge Volk begann bereits unruhig zu werden, und Mrs Steuvesand, ein Dame die ihre Pflichten als Gastgeberin sehr ernst nimmt, begab sich zur Orchesterempore um die Musiker zur baldigen Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit zu bewegen, Waldorf blieb an seinem Tisch und trank Champagner mit seiner Tochter und ihrem Verlobten.

Hatch: Ja das war ja überhaupt der Grund für das ganze Fest, die Verlobung von Diotima Waldorf und Lord Tilbury aus England, nett sah sie aus Diotima als neue Frau in ihrem kurzen engen Reformkleidchen, fanden sie nicht Dolphin, vor allem neben dem edlen Lord, der sich als Marsmensch verkleidet hatte, eine aufgeblasene grüne Kugel mit sechs Armen und 2 Antennen obenauf, die Schöne und das Biest.

vanDusen: Ihre mehr oder weniger munteren Impressionen aus der großen Welt mögen im Daily New Yorker am platz sein, in einem seriösen kriminologischen Vortrag muß ich sie mir aufs entschieden verbitten.

Hatch: Bitte.

vanDusen: Und sie Mr Dolphin.

Dolphin: Ich komme zur Sache, das heißt ich bin ja schon mitten drin, denn in der erwähnten Tanzpause sprang plötzlich ein Gast auf den Tisch, neben der den Waldorfs, ein Gast im Kostüm eines Aeronauten, er riß Lederhelm und Brille ab, verlangte Ruhe und als es nicht sofort still wurde, zog er aus seiner weiten Jacke einen gewaltigen Revolver und schoß in die Luft, dann richtete er die Waffe auf Waldorf, der war bleich geworden, offenbar kannte er den Mann.

Kelly: Ich sehe sie haben mich nicht vergessen Waldorf.

Diotima: Francis.

Kelly: Und du erinnerst dich auch noch an mich, Diotima, wie nett, den übrigen Anwesenden darf ich mich bekannt machen, mein Name ist Kelly, Francis Rian Kelly, vorbestraft 1 Jahr Gefängnis Betrug und Veruntreuung, sie wissen Waldorf, wem ich das verdanke, ihnen ganz allein ihnen.

Waldorf: Hören sie Kelly.

Kelly: Sie hören Waldorf, sie hören mir zu, sie alle hören mir zu, ich hab ihnen etwas zu sagen über unseren geschätzten Gastgeber den ehrenwerten Mr Walter Waldorf, Bankier und Börsianer von untadeligen Ruf, er ist ein Lump, unser lieber Mr Waldorf, ein Lügner, ein gemeiner Betrüger.

Waldorf: Was erlauben sie sich.

Kelly: Ganz ruhig Waldorf sonst geht mein Revolver los, ich liebte ihre Tochter, Waldorf ich liebe sie immer noch.

Diotima: Francis.

Kelly: Das mißfiel ihnen, Waldorf ich war ja nur ein kleiner Börsenmakler und sie hatten ganz andere Pläne für ihr Kind, sie versuchten uns auseinanderzubringen, aber es gelang ihnen nicht, und da beschlossen sie, mich auf andere Weise loszuwerden, sie kamen zu mir und sagten sie wollten mich reich machen, alles was ich hätte sollte ich in die Firma Chemopetrol investieren, ein kleines Unternehmen in Pittsburgh, ein neues technisches Verfahren und ein hoher Kredit würde den Wert der Aktien über Nacht verzehnfachen, ein todsicheres Geschäft, sie rieten mir die bei mir liegenden Kundengelder kurzfristig auszuleihen und damit Chemopetrol Aktien zu kaufen, ich wollte nicht, aber sie haben mich überredet, goldene Berge habe sie mir versprochen und die Hand ihrer Tochter.

Diotomia: Francis.

Kelly: So wars doch, Waldorf am nächsten Tag ging die Firma Chemopetrol bankrott, kein neues Verfahren, kein Waldorfkredit, ich war ruiniert, ich stelle sie zu rede, sie stritten alles ab, ich beschwor sie mir Geld vorzustrecken damit ich meine Kunden auszahlen konnte, sie haben mich ausgelacht und die Polizei anrufen, sie haben mir eine Falle gestellt, sie haben mich ins Gefängnis gebracht und während ich meine Strafe absaß, haben sie ihre Tochter an einen englischen Lord verkuppelt und du hast dich verkuppeln lassen, Diotima.

Diotima: Aber Francis ich wußte nicht.

Kelly: Sie sind eine Kanaille Waldorf eine widerliche gemeine Kanaile sie haben mein Leben zerstört und dafür werden sie zur Rechenschaft gezogen, jetzt auf der Stelle.

Waldorf: Darüber können wir in Ruhe reden, Kelly, morgen.

Kelly: Heute werden sie reden Waldorf, sie werden eingestehen was sie mir angetan haben hier vor ihren Gästen, ihren Freunden, vor den Menschen auf deren Achtung sie wert legen und vor Diotima und ihrem Verlobten, und dann werden sie mich um Verzeihung bitten, machen sie den Mund auf Waldorf, sie wollen nicht, dann werden sie sterben.

Waldorf: Nein Kelly nicht.

Diotima: Oh was hast du getan Francis.

Kelly: Das versteh ich nicht.

Dolphin: Kelly hatte abgedrückt und Waldorf war zusammengebrochen, Lord Tilbury und ein paar andere Gäste, die in der Nähe waren, stürzten sich auf den Schützen, entrissen ihm die Waffe, überwältigen ihn, der Butler telefonierte nach der Polizei, Waldorf wurde in ein abgelegenes Zimmer getragen, aber der Arzt konnte nur noch den Tod feststellen, Todesursache eine Schußwunde über dem Herzen.

vanDusen: Aha, wie verhielt sich Kelly.

Dolphin: Er ließ alles mit sich geschehen, wirkte verstört.

Hatch: Und machte ein ausgesprochen dummes Gesicht.

Dolphin: Beim Polizeiverhör erkläre er sich für unschuldig, er erzählte eine kuriose Geschichte, die er später vor Gericht wiederholte, daß er nämlich nach der Entlassung aus dem Gefängnis.

vanDusen: Bitte Mr Dolphin, was Kelly zu berichtet hat, wünsche ich aus erster Hand das heißt aus seinem Mund zu vernehmen.

Dolphin: Einverstanden Prof aber das sollten sie wissen, als Kellys Revolver ballistisch untersucht wurde im Labor der Kriminalpolizei stellte sich eindeutig und einwandfrei heraus, daß die Kugel in Waldorfs Herzen aus dieser Waffe und keiner anderen stammte.

Hatch: Vergessen sie den Drohbrief nicht Dolphin.

vanDusen: Drohbrief.

Dolphin: Ja drei Tage vor dem Kostümfest hatte Waldorf einen mit der Maschine geschriebenen anonymen Drohbrief erhalten und in Kellys Zimmer fand die Polizei eine Schreibmaschine, eine alte Underwood.

Hatch: Und die ist genau diejenige welche.

vanDusen: Ohne jeden Zweifel.

Dolphin: Ohne jeden Zweifel Prof, wenn sie jetzt sagen sie wollen umkehren könnte ich es ihnen nicht verdenken, der Fall erscheint so einleuchtend, so absolut klar, einige hundert Tatzeugen dazu diverse gewichtige Indizien.

vanDusen: Ein wenig zu viel des guten, finden sie nicht Mr Dolphin.

Dolphin: Genau das ist auch mein Eindruck Prof, Kelly ist kein Idiot und nur ein Idiot würde einen Mord auf diese weise.

Hatch: Wir sind da, Sing Sing voraus.

Hatch: Die Uhr schlug vier, als wir den finsteren Gang mit den drei Gittertüren betraten, death row, die Todeszeile, nur eine Zelle war besetzt, der muffige Wärter schloß die Tür auf und bleib daneben stehen.

Wärter: Vorschrift.

Kelly: Hallo Dolphin.

Dolphin: Kelly.

Kelly: Was soll denn das werden, ne Abschiedsparty.

Dolphin: Francis Rayn Kelly.

Kelly: Zum Tode verurteilt und dennoch ungebrochen.

Wärter: Warts ab Freundchen das heulen und zähneklappern kommt noch in 26 Stunden.

Dolphin: Prof van Dusen, Mr Hutchinson Hatch.

Kelly: Was sie sind der berühmte van Dusen der Superschnüffler die Denkmaschine.

Hatch: Enttäuscht Kelly.

Kelly: Ehrlich gesagt ja, den hab ich mir anders vorgestellt, irgendwie imposanter.

vanDusen: Ich bedaure ihren Vorstellungen so wenig zu entsprechen Mr Kelly, kommen sie.

Dolphin: Bitte Herr Prof, bitte gehen sie nicht, jetzt hören sie mal zu Kelly, man hat mir alles abgeschmettert, Berufung, Eingaben, Gnadengesuch, Prof van Dusen ist ihre letzte Chance oder wollen sie auf den elektrischen Stuhl.

Kelly: Tut mir leid, danke daß sie gekommen sind, Prof bin ein bißchen nervös.

Wärter: Bißchen nervös.

vanDusen: Nungut Kelly angesichts der Situation in welcher sie sich befinden bin ich bereit, ihre mangelhaften Manieren zu übersehen, auch ein Flegel hat Anspruch auf Gerechtigkeit, sagen sie was sie zu sagen haben.

Kelly: Die Wahrheit, Prof ich werde ihnen erzählen was wirklich passiert ist, hören sie zu.

Hatch: Kelly bestätigte uns, was wir schon wußten, wie Waldorf ihn reingeritten, von seiner Tochter getrennt und ins Gefängnis gebracht hatte.

Kelly: Als ich rauskam übrigens genau am 1. Januar nahm ich mir ein Zimmer unten in Hesterstreet, besseres Viertel konnte ich mir nicht leisten, kaufte mir eine gebrauchte Schreibmaschine, versuchte wieder fuß zu fassen, als Agent, Vermittler, an der Börse war es vorbei, viel zu tun gabs nicht, ich krebse so rum, dann traf ich Quinn.

vanDusen: Wen.

Kelly: Den geheimnisvollen Quinn eines abends in der Kneipe, wir kamen ins Gespräch und stellten fest, daß uns was verband, die Abneigung gegen einen gewissen Bankier.

Quinn: Nieder mit Waldorf.

Kelly: Tod dem Blutsauger.

Quinn: Tod das ist wohl ein bißchen übertrieben Kelly aber heimzahlen sollten sie es ihm schon, was er mit ihnen gemacht hat, übrigens haben sie den Daily New Yorker von heute schon gelesen.

Kelly: Hab ich, Quinn, hab ich, Diotima Waldorf verlobt sich mit einem englischen Aristokraten und deshalb gibt Daddy nächsten Sonnabend Fest mit Kostümzwang.

Quinn: Da fällt mir was ein Kelly, eine interessante Sache, die vor ein paar Jahren passiert ist in Rio de Janeiro glaub ich, einem kleinen Beamten ist unrecht geschehen durch ein hohes Tier und dafür hat er sich auf ungewöhnliche Weise gerächt, er hat sich auf dem Empfang des Bürgermeisters eingeschlichen mit einer Pistole, hat ihm sein Sündenregister vorgehalten und ihn gezwungen, seine Schandtaten vor aller Welt zu bekennen, wie finden sie das, Kelly.

Kelly: Klingt nicht schlecht, Quinn.

Quinn: Nicht wahr wenn ich das mal auf ihren Fall übertrage, sie könnten Waldorf blamieren und vor der Öffentlichkeit rechtfertigen.

Kelly: Und vor Diotima.

Quinn: Auch das, Kelly denken sie mal drüber nach, ich habe Verbindungen, ich könnte ihnen, wenn sie wollen eine Eintrittskarte für Waldorfs Fest besorgen.

Kelly: Ich fing an mich mit der Idee anzufreunden, ein paar Tage vor dem Kostümfest kam Quinn zu mir, ich hatte ihm meine Adresse gegeben.

vanDusen: Ein paar Tage, wann genau.

Kelly: Das Fest war am 25. Januar und Quinn war bei mir am am 21. Dienstag, er brachte die Karte mit, wir setzten uns zusammen und machten einen Plan, wir berieten meinen Auftritt, das heißt was ich wann tun und sagen sollte, mein Kostüm und dann das wichtigste.

Quinn: Die Waffe, die brauchen sie unbedingt, Kelly, sie müssen sich doch Respekt verschaffen bei der ganzen Gesellschaft, vor allem bei Waldorf, gleich wenn sie loslegen schießen sie einmal in die Decke, damit ganz klar ist, sie meinen es ernst, und später wenn der alte Gauner nicht gestehen will, ein zweiter Schuß direkt auf ihn gezielt.

Kelly: Aber mit Platzpatronen.

Quinn: Natürlich mit Platzpatronen, sie wollen ihn doch nicht wirklich umbringen, sie tun nur so, aber da er das nicht weiß, wird er in seiner Todesangst auf alles eingehen, sie brauchen also eine Waffe, die nach was aussieht, die Angst macht, eben als ich durch die Hesterstreet ging, hab ich das richtige für sie gesehen im Fenster des Pfandleihers an der Ecke, Colt Peacemaker, Kaliber 45, die berühmten Revolver unserer Wildwesthelden, 20 cm langer Lauf, sehr eindrucksvoll, laufen sie gleich runter, kaufen sie sich so ein Ding, haben sie Geld.

Kelly: 10 Dollar sollte ein Revolver kosten, ich handelte die Pfandleiherin runter auf 8.

vanDusen: Einen Augenblick, Kelly, wenn ich recht verstehe, befanden sich im Besitz der Pfandleihanstalt 2 Coltrevolver der Marke Peacemaker.

Kelly: Na klar ein paar, das ist so im wilden westen, man hat zwei Revolver, einen rechts einen links, haben sie denn nie ein Buffalo Bill Heft gelesen.

Hatch: Wo denken sie hin Kelly.

vanDusen: Das betreffende Pfandleihinstitut, wo genau befindet es sich.

Kelly: Hester Ecke Norfolk Street.

vanDusen: So, sie erwarben also eine der beiden ausgestellten Waffen, während dieser Zeit befand sich Quinn in ihrem Zimmer.

Kelly: Ja.

vanDusen: Allein.

Kelly: Das nehm ich doch an.

vanDusen: Mit Zugang zu ihrer Schreibmaschine.

Kelly: Die stand auf dem Tisch.

Dolphin: Ich verstehe Prof der Drohbrief an Waldorf.

vanDusen: Darauf will ich hinaus Mr Dolphin, fahren sie fort Kelly.

Kelly: Als ich zurückkam, hatte Quinn es eilig, aber tags darauf war er wieder bei mir, wir besprachen nochmal alle Einzelheiten, vor allem auf den zweiten Schuß direkt auf Waldorf, hat Quinn größten Wert gelegt wegen der psychologischen Wirkung hat er gesagt, wir haben die Sache geübt richtig durchgespielt so wie es dann tatsächlich ablief.

Dolphin: Mit einem Unterschied, Waldorf wurde erschossen.

Kelly: Das versteh ich bis heute nicht.

vanDusen: Ihr Revolver enthielt Platzpatronen.

Kelly: Ja.

vanDusen: Wann haben sie ihn geladen.

Kelly: Am 25 abends kurz bevor ich das Haus Waldorf betrat.

vanDusen: Könnten die Platzpatronen danach gegen scharfe Munition ausgetauscht worden sein.

Kelly: Unmöglich der Revolver war die ganze Zeit in der Innentasche, ich hab ihn nicht aus der Hand gegeben, bis ich überwältigt und entwaffnet wurde, das war nach dem Schuß.

vanDusen: Nach dem Schuß, sie wurden also festgenommen, ins Polizeigefängnis eingeliefert, verhört.

Kelly: Tagelang, nächtelang, mal nett und freundlich, mal dritter grad, geglaubt haben sie mir kein Wort.

Dolphin: Also dennoch das muß ich zur Ehrenrettung der Polizei hier einflechten, man gab sich alle Mühe den mysteriösen Mr Quinn aufzuspüren, niemand kannte ihn, niemand hat ihn gesehen, als habe es ihn nie gegeben.

vanDusen: Wie sah Quinn aus, Kelly, beschreiben sie ihn.

Kelly: Ältlich, 50 bis 60, graue Haare, grauer Bart, ungepflegt, runtergekommen, schäbig angezogen, speckiger Mantel, grüne Brille, Typ der in der Gegend um Hesterstreet nicht auffällt, von der Sorte gibts da viele, Einwanderer, Schnorrer, Leute die bessere Tage gesehen haben.

vanDusen: Eine geschickte Maske, was meinen sie, Kelly könnte es sich bei Quinn auch um eine Frau gehandelt haben.

Kelly: Warum nicht, wenn die Dame eine tiefe Stimme hat und kräftigen Körperbau.

vanDusen: Die Polizei hat ihnen nicht geglaubt und das Gericht.

Dolphin: Genauso wenig, es gab nur zwei Menschen im Saal, die Quinn nicht für eine Fiktion hielten, Kelly und mich, der Richter erklärte die Aussage des Angeklagten sogar für eine nicht besonders intelligente Schutzbehauptung.

Kelly: Ein Märchen aus tausend und einer Nacht, hat er gesagt und da haben die Geschworenen mich schuldig gesprochen, im Eiltempo, und der Richter.

Wärter: Tod auf dem elektrischen Stuhl am 9 Mai 1902, 7 Uhr abends.

vanDusen: Kopf hoch, Kelly ich glaub ihnen, ich Prof DrDrDr Augustus van Dusen und ich werde mein möglichstes tun, sie zu retten, zurück nach New York, meine Herren, es gibt viel zu tun und wir haben wenig Zeit.

Wärter: 6 Uhr Kelly nur noch 25 Stunden.

Hatch: Zurück vom Städtchen Sing Sing an dem lieblichen Ufer des Hudson in die Häuserschluchten der Metropole, 40 km, ich fuhr was der Wagen hergab, ich wußte jede Minute, jede Sekunde zählte.

Dolphin: wir sind uns einig Prof, Kelly hat Waldorf nicht ermordet, frage wer dann.

vanDusen: Selbstverständlich jene Person welcher sich Quinn nannte.

Dolphin: Aber wer ist Quinn.

vanDusen: Das Mr Dolphin wird sich zeigen, Waldorf Testament ist wie ich annehme bereits eröffnet.

Dolphin: Vor zwei Monaten Prof.

vanDusen: Wer erbt das Vermögen des Ermordeten.

Dolphin: Haupterbin ist Waldorfs einziges Kind Diotima, außerdem geht eine größere Summe an seine Schwester Steuwesand.

vanDusen: Wie hoch.

Dolphin: Eine viertel Million, nur ein Bruchteil der gesamten Hinterlassenschaft.

Hatch: Aber trotzdem ein warmer Regen, der alte Steuwesand soll ja kurz vor der Pleite stehen.

vanDusen: Und sonst Mr Dolphin, wohltätige Stiftungen, Legate für die Dienerschaft.

Dolphin: Kein einziger Cent, Prof.

Hatch: Typisch Waldorf knickrig, bis zum letzten.

vanDusen: Nur 2 Erben und beide waren anwesend, als Waldorf erschossen wurde.

Hatch: Wissen sie was Prof, Mrs Steuwesant ist eine große kräftige Person, ein richtiger Dragoner.

vanDusen: Mein lieber Hatch, widmen sie sich wenn ich ihnen einen guten Rat geben darf, widmen sie sich ihren Chauffeurspflichten, überlassen sie die kriminologische Feinarbeit dem Kriminologen.

Hatch: Von mir aus, wir setzten Dolphin am Times Square ab, er versprach in seiner Kanzlei zu bleiben jederzeit erreichbar, der Prof ließ sich zur Mulberry street fahren, wie jeder Kriminelle und Kriminologe weiß, liegt da im Haus Nr 3000 die Zentrale der New Yorker Polizei, unsere Jungs in blau sind immer für uns in Dienst, und so fand van Dusen im kriminaltechnischen Labor, wo er seit Jahren ein bekannter wenn auch nicht immer gern gesehener Gast ist einen kompetenten Gesprächspartner, Leutnant Bigshot legte ihm die Beweisstücke im Mordfall Waldorf vor und äußerte sich zum ballistischen Gutachten das er vor Gericht abgegeben hatte.

Bigshot: Die tödliche Kugel stammt eindeutig aus dem Revolver der von uns bei Kellys Festnahme sichergestellt wurde Prof.

vanDusen: Sind sie wirklich ganz sicher Leutnant.

Bigshot: 100 prozentig.

vanDusen: Kann es nicht lediglich eine ähnliche Waffe, ein Revolver der gleichen Marke.

Bigshot: Wollen sie mich beleidigen, ich weiß was ich sage, bin genau nach dem Lehrbuch vorgegangen, aus der vermuteten Tatwaffe habe ich eine Kugel abgefeuert und mit der bei der Obduktion des Opfers geborgenen Mordkugel verglichen, beide wiesen dieselben Zugrillen auf, dieselben Kratzer und Unregelmäßigkeiten, ich hab sie natürlich unters Mikroskop gelegt.

vanDusen: Ich kenne den Lakasanjatest, desgleichen seinen erst kürzlich durch meinen deutschen Kollegen Dr Paul Jeserich entwickelte Modifizierung, und ich weiß daß sie nicht zum ersten mal durchgeführt haben, ich akzeptiere ihr Ergebnis, wie ich auch bereit bin das Ergebnis ihres Schrifttypenvergleichs zu akzeptieren.

Bigshot: Das können sie auch Prof, der Drohbrief an Waldorf ist auf Kellys Maschine geschrieben worden.

vanDusen: Zweifellos Leutnant zweifelos, mein lieber Hatch.

Hatch: Prof.

vanDusen: Wenn ich mich recht erinnere, behaupteten sie Waldorf habe während des für ihn fatalen Festes kein Kostüm getragen, vielmehr einen Frack.

Hatch: Ja das stimmt Prof.

vanDusen: In diesem Fach befindet sich mit den übrigen Beweisstücken auch die Kleidung des Ermordeten, wie sie sich selbst überzeugen können ist ein Frack nicht vorhanden.

Bigshot: Ja wirklich sie haben recht Prof kein Frack ist mir noch gar nicht aufgefallen.

vanDusen: Das glaub ich ihn aufs Wort Leutnant.

Bigshot: Ist das wichtig, Prof.

vanDusen: Wer weiß.

Bigshot: Vermutlich ist der Frack im Haus Waldorf geblieben.

vanDusen: Vermutlich ja vermutlich, kommen sie Hatch eine Inspektion des Tatorts steht ohnehin auf meinem gedrängten Programm.

Wärter: 9 Uhr Kelly, noch 22 Stunden.

Hatch: Im Hause Waldorf empfing uns der Verlobte der Tochter, Lord Tilbury und führte uns auf van Dusen Wunsch in den Ballsaal.

Tilbury: Bißchen spät für unangemeldeten Besuch, was Prof, aber keine Sorge habe volles Verständnis, kenne mich aus, alle Prof exzentrisch, anders als du und ich, wollte sagen anders als ich und sie, Mr.

Hatch: Hatch, Hutchinson Hatch.

Tilbury: Apropos exzentrisch, dieser Kelly verrückt, wie erschießt Schwiegerpapa vor 500 Menschen, muß verrückt sein, verrückt wie Hutmacher.

van Dusen: Meinen sie, Milord.

Tilbury: Bitte Mrs Waldorf entschuldigen, bißchen mitgenommen, Vater ermordet, ehemaliger Verehrer morgen hingerichtet, in 4 Wochen Hochzeit irgendwie tragisch, hat sich zurückgezogen, Migräne.

vanDusen: Durchaus verständlich.

Tilbury: Äh ja was kann ich für sie tun.

vanDusen: Lassen sie mir bitte eine hohe Leiter bringen.

Tilbury: Äh Leiter.

vanDusen: Ja Leiter.

Tilbury: Exzentrisch.

Hatch: Raten sie mal meine Damen und Herren, wer auf die hohe Leiter steigen mußte, richtig meine Wenigkeit und als ich oben war muß ich die Decke des Saals absuchen cm für cm besonders sorgfältig über die stelle wo Kelly gestanden und seine Tirade gegen Waldorf gehalten hatte.

Hatch: Nichts, sagen sie mal was suchen wir eigentlich.

vanDusen: Das was sie gefunden haben, mein lieber Hatch, nichts, steigen sie wieder herab.

Tilbury: Exzentrisch, wie ein Oxford.

vanDusen: Sagen sie bitte Milord, wurde dieser Saal seit jenem tragischen Fest renoviert.

Tilbury: Renoviert, kein Schimmer, äh Goosbury.

Butler: Nein Herr Prof.

vanDusen: Es wurden auch keinerlei Reparaturen ausgeführt.

Butler: Nein Herr Prof.

vanDusen: So, wo befindet sich der Frack, welcher ihr Herr an jenem Abend trug.

Butler: Das entzieht sich meiner Kenntnis, Herr Prof.

Tilbury: Muß da sein, Goosbury, weiß noch genau haben Waldorf Frack ausgezogen, vor Untersuchung durch Arzt und in irgendeine Ecke gelegt.

Butler: Sehr wohl Milord, ich kann nur erklären fraglicher Frack befindet sich nicht bei der Garderobe des seligen Herrn.

Hatch: Eine Stunde später saß ich wieder in van Dusen Salon, ich versuchte meinen knurrenden Magen durch einen doppelten Whiskey zu besänftigen und meine Wißbegierde durch gezielte Fragen an den Hausherrn.

Hatch: Was haben sie eigentlich mit Waldorfs Frack, Prof warum ist ihnen das gute Stück so wichtig.

vanDusen: Weil das gute Stück wie sie es zu nennen belieben, uns einen höchst bedeutsamen Hinweis auf die Ausführung des Mordes an Waldorf zu geben im stande ist.

Hatch: Na dann weiß ich alles, darf ich jetzt nach Hause und ins Bett Prof.

vanDusen: Warum nicht mein lieber Hatch, wenn sie mir versprechen sich gleich morgen früh um 7 Uhr bei Dienstbeginn im Archiv ihres von manchen geschätzten Blattes einzufinden und dort eine gewisse hochwichtige Recherche vorzunehmen.

Hatch: Sing Sing Todeszelle.

Wärter: Ungeduldig Kelly, dauert nicht mehr lange, nur noch 18 Stunden.

Hatch: Am nächsten Morgen gegen 9 trat ich befehlsgemäß beim Prof an, unausgeschlafen und ungefrühstückt.

vanDusen: Lassen sie das querulieren, wozu schlafen, wozu speisen, ein kriminologischer Assistent findet volle Befriedigung allein in den intellektuellen Wonnen, welches sein Tun gewährt, hatten sie Erfolg.

Hatch: Wie mans nimmt, so eine Geschichte wie Quinn sie Kelly erzählt hat ist tatsächlich passiert, vor 4 Jahren, 1898 aber nicht in Rio de Janeiro sondern in Kalkutta, in Indien beim Empfang des Vizekönig.

vanDusen: Sehr gut.

Hatch: Ich habs nur rausgekriegt weil unser Archivar ein so phänomenales Gedächtnis hat, in der Zeitung stand die Sache nicht, nur in einem unveröffentlichten Korrespondentenbericht.

vanDusen: Verstehe ich sie recht, besagter Bericht über die Affäre zu Kalkutta ist nicht im Daily New Yorker erschienen.

Hatch: Nicht im Daily NewYorker Prof und auch in keiner anderen Zeitung der Stadt.

vanDusen: Ausgezeichnet mein lieber Hatch kommen sie.

Hatch: Wir fuhren Südosten in die finstere Gegend zwischen Bowery und Eastriver.

Wärter: Na Kelly, 9 Stunden Kelly.

Hatch: Die Gegend war schmutzig, die Pfandleiher an der Ecke Hester Norfolk street waren noch schmutziger und am schmutzigsten war die alte Frau die beim Klang der Türglocke aus dem Hinterzimmer schlurfte.

Frau: Sie wollen kaufen, liebe Herren, verkaufen, etwas versetzen, sie brauchen Geld, sie bringen Geld.

vanDusen: Nichts von alledem gute Frau wir benötigen lediglich eine Information.

Frau: Sie wollen nicht kaufen verkaufen versetzen liebe Herren, sie brauchen kein Geld, sie bringen kein Geld, time is money.

vanDusen: Geben sie ihr etwas Hatch, fünf Dollar.

Hatch: Viel zu viel, einer ist genug.

Frau: Aber lieber Herr, 10 Dollar, hat das nicht der andere Herr gesagt.

Hatch: 10, zwei.

Frau: 8 Dollar lieber Herr.

Hatch: 6 Dollar wurden es schließlich, dafür erzählte sie uns daß sie tatsächlich ein Paar Colt Peacemaker besessen und eine davon an Kelly verkauft hatte am nachmittag des 21. Januar.

vanDusen: Und die zweite Waffe.

Frau: Hab ich auch verkauft lieber Herr am selben Tag eine halbe Stunde später, an einen anderen Herrn.

vanDusen: Etwa 55 Jahre alt grauhaarig, graubärtig, grüne Brille.

Frau: Ja das ist er, kennen sie ihn.

vanDusen: In der Tat, gute Frau, ich kenne ihn.

Hatch: Auf der Rückfahrt hielten wir am Telegrafenamt wo ich auf Anweisung des Prof. mehrere Kabel aufgab, die Mittagzeit war schon vorüber.

Wärter: Ein Uhr Kelly, sie haben ja gar nichts gegessen, aber aber, sie müssen doch groß und stark sein wenn es soweit ist, in 6 Stunden Kelly.

vanDusen: Hier ist die Residenz von Prof van Dusen, Prof van Dusen höchstpersönlich am Apparat.

Tilbury: Lord Tilbury, sagen sie mal Prof, sie doch haben vorhin was gesucht, am Plafon vom Ballsaal.

vanDusen: Jaja so ist es Milord.

Tilbury: Und wegen Renovierung gefragt.

vanDusen: Ganz recht Milord.

Tilbury: Die ist jetzt tatsächlich nötig.

vanDusen: Bitte Milord.

Tilbury: Renovierung Prof, Diotima hat was entdeckt, gute Augen das Mädchen.

vanDusen: Lassen sie mich raten Milord ein Loch.

Tilbury: Genau ins schwarze, Prof ein Schußloch, noch was Prof, Frack hat sich auch eingefunden.

vanDusen: Ach ist es die Möglichkeit Milord, ich werde mich gleich bei ihnen einstellen.

Hatch: Na dann wollen wir mal wieder Prof.

vanDusen: Nicht sie mein lieber Hatch, Sie bleiben.

Hatch: Ach was.

vanDusen: Drei für die Lösung des Falles wesentliche Aufgaben hab ich ihnen zugedacht, zuerst werden sie bei der Kriminalpolizei anrufen, Leutnant Bigshot möge sich im Labor bereithalten, sodann werden sie die Antworten auf die von ihnen aufgeben Kabel erwarten und mit diesen Antworten schließlich werden sie sich nach Singsing begeben, ich erwarte sie dort spätestens um 6 Uhr abends.

Hatch: Ich telefonierte und ich wartete.

Wärter: Drei Uhr Kelly, bald haben sie hinter sich, nur noch 4 Stunden.

Hatch: Es war kurz vor 6 als ich in Sing Sing eintraf, in der Todeszelle und auf dem Gang davor herrschte ein Treiben wie sonnabends am Broadway, halb New York war da, Kelly und sein Wärter natürlich, Dolphin, Leutnant Bigshot, der Gefängnisdirektor, ein Geistlicher für den letzten Gang und ein paar sehr offiziell wirkende Herren, darunter ich traute meinen Augen nicht der Governor des Staats NY, ferner Familie Waldorf, das heißt Diotima, Mr Stewesand, Lord Tilbury, wo es dann noch ein freies Plätzchen gab stand todsicher ein Polizist, der Prof war natürlich auch schon da.

Tilbury: Unverschämtheit, Prof, angesehene Bürger, Damen, Lord aus England widerrechtlich hierher gebracht auf ihre Anordnung, Freiheitsberaubung, Zumutung, ich verlange Erklärung.

vanDusen: Die sollen sie erhalten, Milord, sie und die übrigen Anwesenden, meine Damen und Herren, ich ersuche um Ruhe und Aufmerksamkeit.

Wärter: Es hat 6 geschlagen, Kelly noch eine Stunde.

Hatch: Prof van Dusen begann seinen Vortrag mit einer kurzen Zusammenfassung der Vorgeschichte, die sie ja bereits kennen meine Damen und Herren, sodann berichtete er wie der mysteriöse Mr Quinn sich an Kelly herangemacht und ihn dazu gebracht hatte beim Kostümfest als Rächer aufzutreten.

vanDusen: Mr Quinn, lassen sie mich die betreffende Person fürs erste weiterhin mit ihrem selbstgewählten Namen bezeichnen, Mr Quinn war ebenfalls Gast des Kostümfestes im Hause Waldorf, selbstverständlich in seiner wahren Identität, als Kelly wie besprochen auf Waldorf zielte und schoß, schoß auch Quinn, keiner sah es, denn alle Augen waren auf Kelly gerichtet, Quinn presste seinen Revolver, den Zwilling der Waffe, die Kelly in der Hand hielt gegen Waldorfs Brust und drückte ab, gleichzeitig mit Kelly, er verbarg seine Waffe wieder, stürzte sich gemeinsam mit anderen Gästen auf Kelly, überwältige ihn, entriß ihm den Revolver und tauschte ihn im allgemeinen durcheinander unbemerkt gegen seinen eigenen aus.

Bigshot: Darum das ballistische Gutachten.

vanDusen: Ganz recht Leutnant, bei der Durchführung seines raffinierten Szenarios unterlief Quinn allerdings ein Fehler, er hatte nicht bedacht daß Kelly vorher bereits einmal geschossen hatte in die Luft und zwar mit mit seinem Revolver dh mit einer Platzpatrone welche natürlich keine Spur am Plafond hinterlassen konnte, als ich diesen untersuchen ließ versuchte Quinn seinen Fehler wiedergutzumachen, indem er Kelly abgenommen Revolver diesmal scharf geladen nachträglich in die Decke schoß, ich habe die Kugel entfernt und Leutnant Bigshot zur Untersuchung überlassen, ihr Ergebnis Leutnant.

Bigshot: Die Kugel stammt aus einem Colt Peachmaker.

Tilbury: Na bitte.

Bigshot: Aber nicht aus der Waffe mit der der tödliche Schuß auf Waldorf abgegeben wurde.

vanDusen: Aha, auch der Frack des toten hat er verschwunden lassen.

Hatch: Warum.

vanDusen: Warum mein lieber Hatch, weil die Pulverspuren im Gewebe verrieten, daß der Todeseschuß aus nächster Nähe abgefeuert wurde, übrigens tauchte auch der Frack wieder auf, doch es war der falsche, ein starker Geruch nach Mottenpulver bewies, das Kleidungsstück war jahrelang nicht getragen und nur deshalb zur Stelle geschafft worden, weil ich mich für das Detail interessiert hatte, das Fazit meiner Nachforschungen und Schlußfolgerungen, Kelly diente lediglich als Sündenbock, nicht er hat Waldorf ermordet sondern.

Dolphin: Quinn, das ist klar Prof, aber wer ist Quinn.

vanDusen: Eine Person, welche sich während der Kelly verursachten Szene in Waldorfs unmittelbarer Nähe aufhielt und welche einen gewichtigen Grund hatte Waldorf zu töten.

Dolphin: Das Erbe.

vanDusen: In der Tat Mr Dolphin das Erbe und wer erbt Waldorfs Vermögen.

Kelly: Diomita.

vanDusen: Sie ist die Haupterbin, aber sie nicht die Mörderin ihres Vaters.

Diotima: O Francis.

vanDusen: Auf dem Fest trug Mrs Waldorf das Kostüm einer neuen Frau des 20 Jh. ein Kleid von derartiger Kürze und Knappheit, daß es nicht möglich war, eine gewichtige Waffe wie den Colt Peacemaker darunter zu verbergen.

Tilbury: Mrs Stewesand, war Luftschiff, hätte sogar Haubitze mit sich herum tragen können.

vanDusen: Zweifellos Milord doch als der Schuß fiel war Mrs Stewesand verzeihen sie das Wortspiel weit vom Schuß auf der Orchesterempore, auch sie kommt für den Mord nicht in frage.

Dolphin: Achherje wer dann Prof.

vanDusen: Eine Person, welche sich in Waldorfs nähe befand und ein Kostüm trug, in dem sich ein großer Revolver ohne Probleme verstecken ließ.

Dolphin: Vielleicht das Kostüm eines Marsmenschen, Prof, eine dicke grüne Kugel mit 6 Armen und 2 Antennen.

vanDusen: Eben dieses Mr. Dolphin.

Dolphin: Lord Tilbury.

vanDusen: Bitte meine Herrschaften, lassen sich mich meine Ausführungen zuende bringen, ich habe auf telegrafischem Weg in England Erkundungen über Lord Tilbury eingeholt, lesen sie vor Hatch.

Hatch: Sehr wohl Prof, erstes Kabel Lord Tilbury ohne Vermögen hat Familienbesitz verspielt und vergeudet.

vanDusen: Das Motiv, meine Herrschaften, als Gatte der Haupterbin wäre Lord Tilybury in den Besitz der Waldorfmillionen gekommen, weiter Hatch.

Hatch: Zweites Kabel Lord Tilbury 1898 Attache in Kalkutta.

vanDusen: Das heißt er war Zeuge jener Affäre welche den komplizierten Mordplan anregte, um sich nicht bloßzustellen hat er sie im Gespräch mit Kelly nach Rio de Janeiro verlegt, das nächste Kabel Hatch.

Hatch: Zu befehl Lord Tilbury langjähriges Mitglied diverser amateurtheatrischer Zirkel.

vanDusen: Es war ihm also ein leichtes, sich in den ältlichen heruntergekommenen Quinn zu verwandeln, kein Zweifel, Lord Tilbury ist Waldorfs Mörder.

Tilbury: Dummes Zeug, schierer Nonsens, sie sind nicht exzentrisch, sie sind verrückt, verrückt wie Märzhase.

vanDusen: Seine Hand, halten sie seine rechte Hand fest, Bigshot, bei der Waffe welche seine Lordschaft soeben aus der Tasche zu ziehen versucht, handelt es sich sie sehen es alle um einen Colt Peacemaker Single Action Kaliber45.

Kelly: Diotima.

vanDusen: Sieben Uhr, die Stunde der Hinrichtung, Herr Gouvernor, die Entscheidung liegt bei ihnen.

Hatch: Natürlich wurde Kelly nicht hingerichtet, nach Erledigung der notwendigen Formalitäten ließ man ihn frei, Lord Tilbury wurde verhaftet und kam vor Gericht. Ein viertel Jahr später, die Todeszelle von Sing Sing.

Wärter: Zwölf Uhr, Milord, noch sieben Stunden, dann kommen Sie auf den Stuhl.

Tilbury: Verdammt unsportlich ihr elektrischer Stuhl, unfair, unaristokratisch, verlange anständig geköpft zu werden, gehört sich so für Edelmann.

Wärter: Tut uns ja so leid Milord aber wenn sie bei uns morden, werden sie auch bei uns hingerichtet, modern, bürgerlich, demokratisch, finden sie sich damit ab Milord, sie haben es ja bald überstanden, nur noch sieben kurze Stunden.

Hatch: Zur gleichen Zeit in der Greys Church, die Hochzeit von Miss Diotima Waldorf und Mr. Francis Rian Kelly, Trauzeuge war ich, eigentlich hätte es Prof. van Dusen sein sollen, aber er war nicht erschienen, sie kennen ihn ja meine Damen und Herren, wenn er nicht im Mittelpunkt steht.

Professor van Dusen: Friedrich W. Bauschulte
Hutchinson Hatch: Klaus Herm
Francis Kelly, in der Todeszelle: Christian Brückner
Elmer Dolphin, sein Verteidiger: Moritz Milar
Lord Tilbury (alias Mr. Quinn): Hermann Treusch
Wärter in Sing Sing: Henning Schlüter
Lieutenant Bigshot von der Kriminalpolizei: Arnold Marquis
Pfandleiherin: Traute Daniels-Paulschmidt
Butler im Hause Waldorf: Heinz Spitzner
Walter Waldorf, Bankier: Rainer Pigulla
Diotima, seine Tochter: Maren Kroymann


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